Selten waren Licht und Schatten, Strahlkraft und mangelnde Reichweite der europäischen Nachbarschafts- und Außenpolitik so konturiert sichtbar wie in diesen Tagen. In der Ukraine gehen Zehntausende seit Wochen – wider die Eiseskälte und das zeitweise brutale Vorgehen der sogenannten Ordnungskräfte – für einen pro-europäischen Kurs ihres Landes auf die Plätze. Nicht weil sie die innere Krise des vereinten Europa verschlafen hätten, sondern weil sie wissen, dass die ukrainische Gesellschaft alleine, ohne die Hilfe der EU, den Fluchtweg aus Korruption und Autokratie nicht findet. Jenseits ihrer Grenzen ist die Europäische Union für viele Menschen noch immer ein Leuchtturm der Rechtsstaatlichkeit, des Wohlstands und der Freiheit.
Leitartikel: Krisenherde der Nachbarschaft
Von Stephan Baier