Es gibt Sätze, die objektiv unsinnig sind und sich dennoch zum Dogma verfestigen. Etwa die täglich widerlegte Behauptung: „Es gibt keine dummen Fragen, nur dumme Antworten.“ Oder das spätestens bei der deutschen Reichstagswahl 1932 ad absurdum geführte Politiker-Credo: „Der Wähler hat immer Recht!“ Erstens gibt es den Wähler nie im Singular, sondern nur im Kollektiv, und zweitens können nicht nur Individuen, sondern erwiesenermaßen auch Massen irren. Im aktuellen Fall Griechenlands kann man für die divergierenden Entscheidungen der Wähler ja Verständnis haben, doch ihr Ergebnis bleibt so absurd wie die Folgen der Wahl.
Leitartikel: Griechenlands Chaostage
Von Stephan Baier