Der Tod ist ein Seismograf für die religiösen Befindlichkeiten einer Kultur. In Pfarreien, Familien und Behörden haben sich die Gewichte im Umgang mit den Verstorbenen so drastisch verschoben, dass die Konsequenzen des Auferstehungsglaubens getrübt erscheinen. Welche Zukunft der Getaufte für den eigenen Leib erhofft, hat Folgen für den Abschied von dieser Welt. Die Feuerbestattung wurde von Papst Leo XIII. als „barbarische Sitte“ und eine Verletzung der natürlichen Pietät verworfen. Seitdem hat sich in der Kirche eine hundertachtzig-Grad-Wende vollzogen. Erd- und Feuerbestattung stehen vielerorts wie selbstverständlich nebeneinander.
Leitartikel: Eine 180-Grad-Wende
Von Regina Einig