Mursi war nicht Mubarak. Er regierte ein Jahr und nicht dreißig und konnte anders als sein Vorgänger zu keinem Zeitpunkt auf die Unterdrückungsinstrumente eines Polizeistaates zurückgreifen – selbst wenn er es gewollt hätte. Doch der hemdsärmelige Mann vermochte es während seiner kurzen Amtszeit nicht, die Ghetto- und Geheimbundmentalität der Muslimbruderschaft abzulegen. Brücken zur Opposition brachte er nicht zustande. Zusammen mit der wirtschaftlichen Inkompetenz seiner Regierung hat dies jetzt Millionen auf die Straßen getrieben und zu seiner Absetzung geführt. Man wird Mursi deshalb keine Träne hinterher weinen müssen. Dennoch: Die Umstände seines erzwungenen Abgangs müssen beunruhigen. Ein Staatsstreich ist ein Staatsstreich.
Leitartikel: Ägypten: Das geringere Übel
Von Oliver Maksan