Gesundheit und Freiheit stehen gerade in harter Konkurrenz, wenn nicht sogar im Widerspruch. Noch vor wenigen Wochen hätte man es Barbarei genannt, einen sterbenden Vater oder eine sterbende Mutter im Seniorenheim nicht zu begleiten und nicht am Sterbebett zu verweilen. Heute scheint es geradezu ein Gebot zu sein, die Verwandten in Heimen und Pflegeeinrichtungen allein und verlassen sterben zu lassen.
Fachleute fordern eine Änderung dieser Praxis
Es ist eine unbeschreibliche Grausamkeit, die hier mit der an sich lobenswerten Absicht des Seuchenschutzes gefordert wird. Menschen sterben allein, ohne ihre Angehörigen noch mal zu sehen und ohne Seelsorge. Die Brutalität, mit der die Sterbenden in Heimen sich selber überlässt und Angehörige aussperrt, schreit zum Himmel. Sie zeigt neben dem mangelnden Willen wirksame Schutzmaßnahmen zu ergreifen, auch die Herzlosigkeit einer postchristlichen Gesellschaft.
Zu Recht erheben sich Stimmen, die eine Änderung dieser Praxis fordern. Der Pflegebeauftragte der Bundesregierung hat vorgelegt. Er mahnt Menschlichkeit an, wenn es am Ende des Lebens darum geht, dass man die Hand seines Vaters in den letzten Minuten seines Lebens halten kann. Die Caritas hat sekundiert und es folgte der Jesuitenpater Klaus Mertes. Mertes hält es zu Recht für ein fundamentales Recht jedes Menschen in der Not Beistand zu bekommen. Es wird höchste Zeit für einen Infektionsschutz mit menschlichem Angesicht, damit die Menschen auf dem letzten Abschnitt ihres Lebensweges ihre Menschenwürde behalten.
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