Bundespräsident Joachim Gauck hat Recht, wenn er die „identitätsstiftende Quelle Europas“ nicht in Geografie oder Geschichte sucht, sondern in „einem im Wesen zeitlosen Wertekanon“. Doch seit Jahrzehnten werden in Europa Werte über Bord geworfen und neue proklamiert, werden alte Tabus nicht überwunden, sondern durch neue ersetzt – nicht nur, aber auch von der Politik. Wenn Politiker von Werten sprechen, dann müssen sie Rechenschaft darüber geben, welche sie meinen. Dies umso mehr, wenn sie – wie Gauck – „unsere europäische res publica“ auf einen Wertekanon gründen und diesen auch mit den Mitteln des Staates gegen „Fanatiker und Ideologen“ verteidigen wollen.
Kommentar: Welche Werte braucht Europa?
Von Stephan Baier