Seit etwa sechs Jahren ist es anders: EU-Kommission und Europaparlament sprechen von weltweiter Christenverfolgung. Sie nennen die Opfer und die Täter beim Namen. Das ist wichtig für beide: Es sagt den Opfern, dass sie nicht vergessen, übersehen oder wirtschaftlichen und diplomatischen Interessen untergeordnet werden; es sagt zugleich den Tätern, dass sie nicht unbeobachtet sind. Das ist mehr als früher, und viel mehr als nichts – aber es ist völlig unzureichend. Die EU und ihre 28 Mitgliedstaaten sind der weltweit größte Geber von Entwicklungshilfe und mit 510 Millionen Bürgern die größte Handelsmacht der Welt, aber in der Durchsetzung ihrer Interessen und Ideale sind sie weiterhin nur zahnlose Tiger.
Politik
Kommentar: Verantwortung als Europäer
Vor wenigen Jahren noch floh man auf EU-Ebene in allgemeine Formulierungen: Man zeigte sich „besorgt“ oder „entsetzt“ über Verletzungen der Religions- und Gewissensfreiheit, protestierte gegen die Diskriminierung religiöser Minderheiten. Von Stephan Baier