Immer sind es die mobilisierbaren Volksmassen, auf die Recep Tayyip Erdogan setzt, und die seine Macht stabilisieren: Vom ersten Wahlsieg der AKP im Jahr 2002 gegen das staatsbeherrschende kemalistische Establishment über die Putschdrohungen der Generäle 2007 bei der Wahl des Erdogan-Vertrauten Abdullah Gül zum Staatsoberhaupt bis zur Niederschlagung des dilettantischen Putsches vom 15. Juli. So ist es wenig überraschend, dass Erdogan jetzt die Massen in Bewegung setzt, um seine innenpolitischen Ziele zu vollenden. Die Großdemonstration vom Sonntag in Istanbul hat die Mobilisierungskraft des Präsidenten unter Beweis gestellt, und zwar nicht allein angesichts der riesigen, jubelnden Volksmenge.
Kommentar: Klima der Angst in der Türkei
Von Stephan Baier