Hat der „Arabische Frühling“ jetzt die Türkei erreicht? Wird der Taksim-Platz in Istanbul für die Türkei, was der Tahrir-Platz in Kairo für Ägypten wurde: Mittelpunkt und Symbol eines revolutionären Umschwungs? Viele erhoffen das, nicht nur die türkischen Demonstranten, denen es längst nicht mehr nur um den Erhalt der Bäume im Gezi-Park von Istanbul geht, auch die regionalen und ideologischen Gegner von Regierungschef Erdogan. Doch alle Vergleiche mit Tunesien, Ägypten, Libyen oder Syrien verfehlen die türkische Wirklichkeit: Erdogan ist kein Diktator von Gnaden der Militärs, sondern wurde mehrmals in demokratischen Wahlen – wider den Wunsch und den Druck der machtverliebten Generäle – ins Amt gehoben.
Kommentar: Kein türkischer Frühling
Von Stephan Baier