Eine Verfassung, das kann man in Ägypten dieser Tage lehrbuchartig beobachten, ist keine Wundermaschine, die ein gespaltenes Volk qua Paragraf und über Nacht einen könnte. Will sie mehr sein als ein paar Blätter Papier, bedarf sie eines vorausgehenden Konsenses über die Richtung der Nation, dem sie dann Ausdruck verleiht. Erzeugen kann sie diesen Konsens nämlich nicht. Am Nil ist das nicht anders. Den ägyptischen Meinungsbogen, der von bärtigen Salafisten bis zur westlich orientierten Generation Facebook reicht, in einem Text abzubilden, hätte noch den gewieftesten Juristen überfordert. Es ist deshalb erst gar nicht versucht worden.
Kommentar: Ägyptischer Kulturkampf
Von Oliver Maksan