Wenn es in Rom schneit wie in diesen Tagen, dann haben die Römer das Gefühl wie die Menschen von Pompeji, als der Vesuv ausbrach. Endzeitstimmung. Zeit, sich und seinen Nächsten die Dinge zu sagen und einzugestehen, die man längst schon hätte sagen und eingestehen müssen. Man hockt in schlecht geheizten Räumen, schaut auf das Chaos in den Straßen – und hat das Bedürfnis, mit erleichtertem Herzen unterzugehen. Auch Regierungs-Kommissar Mario Monti steht bekümmert hinter der Gardine und sieht durchs Fenster zu, wie das Regierungsviertel in Schneeverwehungen untergeht. Mögen die Germanen, die Briten und Franzosen, die Skandinavier allzumal gelernt haben, mit der weißen Pracht des Winters zu leben – in Rom hat man das nie.
Glosse: Schnee in Rom: Was sagt das?
Von Guido Horst