Die Geschichte ist eigentlich ganz einfach: Martin trifft den Bettler, sieht dessen Not und hilft ihm spontan, indem er seinen Mantel teilt. Das Problem: Die Geschichte spielt vor 1 700 Jahren. Die Martins von heute, selbst ernannte Heilige auf dem hohen Ross, würden dem Bettler wohl kaum helfen – können. Denn die heutigen Martins gehen die Sache anders an. Grundlegend anders. Sie teilen nicht, sie verorten das singuläre Problem im gesamtgesellschaftlichen Kontext. Sie sagen dann Dinge wie: „Als römischer Soldat möchte ich mich nicht einmischen in die persönlichen Belange der Angehörigen okkupierter Gebiete. Frieren ist Privatsache!“ Oder: „Wenn doch nur die Mäntel gerechter verteilt wären – dann gäbe es ...