Die Medienstrategen im Vatikan können zufrieden sein: Erst hat man mit dem Antrag auf eine einstweilige Verfügung gegen das Satiremagazin Titanic bewiesen, dass man knallhart zuschlagen kann, wenn Unholde nördlich der Alpen den Papst öffentlich verunglimpfen wollen. Doch dann hat man Gnade walten lassen und das Gesicht christlicher Barmherzigkeit gezeigt. Einen Tag vor Prozessbeginn zog Rom den Antrag wieder zurück und erweist sich damit von jener väterlichen Güte, die alles verzeiht. Dumm nur, dass sich das Ganze somit zu einer Riesenwerbung für das Magazin auswuchs, von dem bis zu dem vatikanischen Doppelschlag die meisten gar nicht wussten, dass es das Ding überhaupt gab.
Glosse: Roms Rolle rückwärts
Von Guido Horst