Die Diskussionskultur im ach so finsteren Mittelalter war eine formidable. Man denke nur an Thomas von Aquin und seine Summe der Theologie. Argument und Gegenargument wurden da fein säuberlich gegeneinander abgewogen. Der mittelalterliche Autor – und nicht allein der große Aquinate – trat gerne in einer literarischen Person als Ankläger und Verteidiger verschiedener Thesen auf, um schließlich in einem inneren Dialog und Verhandlung, einer disputatio, zu einer fundierten Stellungnahme zu kommen. Heraus kamen höchst konzentrierte, logisch fein gearbeitete Texte mit – ja, sagen wir es ruhig – Ewigkeitswert.
Glosse: Politische Neuscholastik
Von Johannes Seibel