Wir wandeln durch Museen und meinen, den Geschmack einer Epoche wahrzunehmen, die Schönheitsideale früherer Zeiten und fremder Völker – insbesondere aus der Zeit vor der Erfindung der Fotografie, als Bilder noch idealisieren durften, und nicht so tun mussten, als würden sie dokumentieren. Sichtbar wird: Nicht nur Schönheit, sondern das Schönheitsideal ist dem Wandel der Zeit unterworfen. Als eine Mehrheit unter der Sonne auf dem Feld arbeitete, galt bleich als vornehm; heute ist Sonnenbräune prestigeträchtig, weil die Mehrheit lichtscheu in Büros arbeitet. Was Rubens einst schön fand und nackt malte, gilt heute als weniger attraktiv und wird gewandreich verschleiert.