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Flagge zeigen für das Leben

Am 21. September findet in Berlin der jährliche "Marsch für das Leben" statt. Auch in Washington, Paris und Rom gehen Menschen für das Recht auf Leben auf die Straße.
Marsch für das Leben in Washington
Foto: Leslie E. Kossoff (KNA) | Er ist die Mutter aller Märsche: Der March of Life in Washington. Mit dazu gehört auch immer das Gebet der Teilnehmer.

Er ist die Mutter aller Märsche für das Leben: Der „March for Life“ in Washington D.C.. Bereits an seiner Premiere, dem 22. Januar 1974, nahmen Schätzungen zufolge rund 20 000 Menschen teil. Mit ihm protestieren US-amerikanische Lebensrechtler seitdem jedes Jahr im Januar gegen das vom Obersten Gerichtshof der USA gefällte Urteil „Roe versus Wade“. Der Grund: Am 22. Januar 1973 entschied der neunköpfige Supreme Court mit sieben zu zwei Richterstimmen unter Berufung auf den 14. Zusatzantrag der Verfassung, eine übermäßig restriktive staatliche Regulierung von Abtreibungen sei verfassungswidrig. Bis dahin waren vorgeburtliche Kindstötungen in den allermeisten US-amerikanischen Bundesstaaten verboten.

Das größte Pro-Life-Event der Welt

Inzwischen ist der „March for Life“ mit sechsstelligen Teilnehmerzahlen das größte Pro-Life-Ereignis der Welt. Initiiert wurde er von der zum katholischen Glauben konvertierten Anwältin Nellie Jane Gray. Die „Jeanne d?Arc der Pro-Life-Bewegung“, wie die Lebensrechtsaktivistin anerkennend auch genannt wird, verstarb 2012 im Alter von 88 Jahren. In diesem Jahr fand der „March für Life“ bereits zum 45. Mal statt. Unter dem Motto „Love saves lives“ – „Liebe rettet Leben“ hatten sich erneut Hunderttausende zu der Kundgebung auf der „National Mall“ zwischen Kapitol und dem Lincoln Memorial versammelt. Anschließend zog die friedliche Demonstration durch die „Constitution Avenue“ und die „First Street“, wo sie mit einer weiteren Kundgebung an den Stufen des Sitzes des Supreme Courts endete.

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Viele der Teilnehmer haben es sich zur Gewohnheit gemacht, an dem Tag, an dem der „March for Life“ stattfindet, ihren jeweiligen Kongressabgeordneten Rosen zu schicken und so für den Schutz des Rechts auf Leben zu werben. Besonders beeindruckend: Rund die Hälfte der „March for Life“-Teilnehmern sind Jugendliche und Studenten. Viele von ihnen sind katholisch. Was auch daran liegt, dass viele katholische Einrichtungen, wie Schulen und Universitäten, aber auch Pfarreien und Ordensgemeinschaften mit ganzen Jugendgruppen zum „March for Life“ nach Washington reisen.

Seit 2005 gibt es in Frankreich den "Marche pour la vie"

Nicht so groß, aber ähnlich eindrucksvoll, nimmt sich der ebenfalls im Januar stattfindende „Marche pour la vie“ in Paris aus. In diesem Jahr nahmen an ihm nach Angaben der Veranstalter rund 50 000 Menschen teil. 90 Prozent von ihnen seien jünger als 35 Jahre alt gewesen, heißt es.

Der „Marche pour la vie“ war 2005 von mehreren französischen Lebensrechtorganisationen gemeinsam ins Leben gerufen worden, dreißig Jahre nachdem im Januar 1975 ein Gesetz in Kraft trat, das Abtreibungen in Frankreich legalisierte. Im Anschluss an eine Auftaktkundgebung ziehen die bunte Plakate und Luftballons tragenden Lebensrechtler, begleitet von Lautsprecherwagen, aus denen laute Popmusik hallt, durch die Straßen von Paris und fordern ein Verbot vorgeburtlicher Kindstötung und der Euthanasie. Unter den Teilnehmern finden sich auch zahlreiche Priester, Ordensfrauen und Ordensmänner, die wegen ihrer Kleidung besonders leicht auszumachen sind.

21 Bischöfe unterstützten den Marsch in Frankreich

Anders als in Deutschland, wo bisher nur eine Handvoll Bischöfe den Marsch öffentlich unterstützen, etwa indem sie ein Grußwort schicken oder gar selbst mitmarschieren, haben in Frankreich in diesem Jahr 21 Bischöfe den „Marche pour la vie“ unterstützt und zur Teilnahme aufgerufen. Der apostolische Nuntius, Erzbischof Luigi Ventura, dessen diplomatische Immunität der Vatikan Anfang des Monats aufhob, um Ermittlungen wegen des Vorwurfs sexuell übergriffigen Verhaltens zu ermöglichen, hatte bei der Kundgebung zu Beginn des Marsches eine Grußbotschaft von Papst Franziskus verlesen. Darin rief der Papst die katholische Kirche zum Einsatz für den Lebensschutz auf. Die Kirche dürfe „nie müde werden, Anwältin des Lebens zu sein“.

In seiner Botschaft an die Marsch-Teilnehmer äußerte der Heilige Vater zudem „die feste Überzeugung, dass man alles Übel, das in der Welt geschieht“, „auf die Verachtung des Lebens“ zurückführen könne und ermutigte die Teilnehmer, „unaufhörlich Zeugnis abzulegen, von den unveräußerlichen Werten der Menschenwürde und des Lebens“.

Das Recht auf Leben von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod verteidigen

Auch am Amtssitz des Papstes, in Rom, demonstrieren Lebensrechtler einmal im Jahr mit einem Marsch für das Recht auf Leben eines jeden Menschen. Der „Marcia per la Vita“, fand in diesem Jahr bereits zum neunten Mal statt. Rund 20 000 Teilnehmer, unter ihnen die Kurienkardinäle Raymond Leo Burke und Willem Jacobus Eijk, zogen dabei am 18. Mai von der Piazzia della Republica über die Via Cavour und die Via dei Fori Imperiali rund zweieinhalb Stunden lang durch das Zentrum der Ewigen Stadt zur Piazza Venezia. Es gehe darum, „das Recht auf Leben von der natürlichen Empfängnis bis zum natürlichen Tod zu verteidigen“, erklärte die Sprecherin und Präsidentin des Organisationskomitees des „Marcia per la Vita“, Virginia Coda Nunziante.

Ähnlich wie in den USA und Frankreich bieten auch in Italien katholische Universitäten, Ordensgemeinschaften und Pfarreien aus dem ganzen Land Fahrten zu dem jeweils an einem Samstag im Mai stattfindenden „Marchia per la Vita“ an. Um die Märsche herum haben sich in den vergangenen Jahren zahlreiche Events gebildet. So gibt es etwa in Washington, Paris und Rom tags zuvor gut besuchte Gelegenheiten zur Eucharistischen Anbetung und zur Feier der Heiligen Messe. Die Erzdiözese Washington etwa organisiert darüber hinaus jedes Jahr ein Jugendtreffen, zu dem sich zwischen 20 000 und 30 000 jugendliche Marschteilnehmer einfinden.

Ähnlich wie in Deutschland nehmen auch in den USA, Frankreich und Italien die säkularen Medien kaum Notiz von den jährlich stattfindenden Märschen und richten ihre Aufmerksamkeit stattdessen auf die zahlenmäßig wie organisatorisch völlig unterlegenen Gegenveranstaltungen von Abtreibungsbefürwortern.

Märsche stärken Verbundenheit miteinander

Die Lebensrechtler lassen sich davon nicht sonderlich beeindrucken: Sie scheinen längst zu wissen, dass die Märsche überall auf der Welt Zulauf haben und dass sie mit ihrer Teilnahme nicht nur ein wichtiges Signal in die Welt der Politik und Medien senden, sondern sich auch gegenseitig in ihrem Kampf für gerechte Gesetze, die das Recht eines jeden Menschen auf Leben respektieren und schützen, stärken.

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