Viel Zeit und Energie haben die EU-Kommission und die Regierungen der EU-Mitgliedstaaten darauf verwendet, die Beitrittsfähigkeit von Kroatien – das in genau einem Monat das 28. Mitglied der EU wird – zu prüfen. Noch mehr Kraft haben sie darauf konzentriert, einen „modus vivendi“ zwischen Serbien und Kosovo zu stiften, welcher trotz aller Antagonismen ein reibungsfreies Nachbarschaftsverhältnis zumindest im Praktischen ermöglichen soll. Dazwischen aber liegt ein Land, das den europäischen Politikern noch fremder ist als Kroatien oder Serbien: das multiethnische und multireligiöse Bosnien-Herzegowina mit seiner wechselvollen Geschichte und komplexen politischen Struktur.
Europas vergessenes Pulverfass
Bosnien-Herzegowina ist ein Staat, den die Politiker daran hindern, zu funktionieren. Von Stephan Baier