Kein privates Unternehmen könnte es sich leisten, seine Führung im Halbjahresturnus auszuwechseln. Kein vernünftiger Verein käme auf eine solch verwegene Idee. In der Europäischen Union aber wechselt der Vorsitz in ihrem „Rat“ jeweils am 1. Januar und am 1. Juli. Heerscharen von nationalen Beamten und Diplomaten sind dann plötzlich mit europäischen Agenden befasst, und die „Ratspräsidentschaft“ kündigt emphatisch an, welche Heldentaten sie in den kommenden Monaten vollbringen wird. So wird es auch bleiben, falls der Reformvertrag von Lissabon, der eine professionelle zweieinhalbjährige Ratspräsidentschaft bringen sollte, nicht doch noch in Kraft tritt.