Hannah* ist fünf und stolz, bereits ein „Vorschulkind“ zu sein. Nach den Sommerferien wird sie „endlich“ die Grundschule besuchen. Auf den ersten Schultag freut sie sich bereits heute. Ihre Existenz verdankt das aufgeweckte Mädchen nicht ausschließlich der Liebe ihrer Eltern, sondern auch den damaligen Möglichkeiten genetischer Diagnostik. Denn als Ärzte feststellten, dass sich Hannahs älterer Bruder Bruno* nicht so entwickelte, wie Säuglinge dies üblicherweise tun, ließen Hannahs Eltern Brunos Erbgut und ihr eigenes einer Chromosomenanalyse unterziehen. Dabei fanden sie heraus: Bruno fehlt ein Teil des 15. Chromosoms, was zu Behinderungen führt, die auch als „Prader-Willi-Syndrom“ bezeichnet werden.
Die Zukunft: Der krank-gesunde Embryo
Technisch gesehen steht die Gendiagnostik vor einem neuen Quantensprung. Schneller, tiefer und preiswerter als je zuvor können Humangenetiker in das menschliche Erbgut eindringen und nach Auffälligkeiten im Genom fahnden. Doch was sich postnatal bisweilen durchaus als segensreich erweist, droht pränatal zu einem Inferno zu werden. Von Stefan Rehder