Es war ein kurzes Prozedere. Eine Stunde und 18 Minuten dauerte die Exhumierung des chilenischen Dichters Pablo Neruda im Beisein von Vertretern des Staatlichen Medizinischen Dienstes. Der Literaturnobelpreisträger von 1971, eine der Symbolfiguren des politischen Widerstandes in Chile, war im September 1973 nur zwölf Tage nach dem Putsch von General Augusto Pinochet gegen Präsident Salvador Allende gestorben. Offiziell erlag er einem Krebsleiden. Nun soll eine toxikologische Untersuchung in Europa klären, ob der berühmte Autor von Geheimagenten Pinochets vergiftet wurde. Diesen Vorwurf erhebt seit Jahren Nerudas früherer Sekretär und langjähriger Wegbegleiter, Manuel Araya.
Der Schatten der Diktatur
40 Jahre nach dem Putsch rückt in Chile die Vergangenheit erneut ins Licht. Von Anja Kordik