Es kann sehr unangenehm sein, der Wahrheit ins Gesicht zu schauen. Das gilt für jeden Einzelnen wie für ganze Institutionen. Nie weicht man schneller aus, als in jenen unbequemen Momenten, die einen mit der eigenen Wahrheit konfrontieren. Der Wahrheit über sich selbst. Der Wahrheit über eigene Fehler und Schwächen, über Schuld und Versagen. Nichts wie weg, heißt es dann. Wir haben unsere inneren Fluchtwege grell markiert, damit wir sie auch im Dunkeln finden, und unsere Verdrängungsmechanismen professionalisiert. Doch das alles nützt nichts. Irgendwann holt einen die Wahrheit ein. Das gilt auch für die Kirche. Die Kirche mag sich noch so sehr in Selbstbespiegelung flüchten, ihre innere Zerrissenheit mit Dialogprozessen kaschieren.
Der Geist, der lebendig macht
Die Kirche in Europa steht vor der radikalsten Herausforderung ihrer Geschichte – Scheitert die Neuevangelisierung, war's das für das Christentum – Die Folgen wären katastrophal – Noch immer fehlt das Bewusstsein für die Dramatik der Stunde. Von Markus Reder