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Das Geschäft mit der Abtreibung

In Mexiko wurde Frauen in Kliniken eine Abtreibung nahegelegt, obwohl sie gar nicht schwanger waren. Von Josef Bordat
Ultraschalluntersuchung
Foto: KNA | Den Frauen wurden gefälschte Ultraschallbilder vorgelegt. Sie sollten glauben, sie seien schwanger.

Dass sich mit dem Megathema Gesundheit gutes Geld verdienen lässt, ist nicht neu. Ebenfalls ist nicht neu, dass der Medizin- und Pharmamarkt ein gigantisches Business bildet, in dem Klinikbetreiber, Krankenkassen und Life Science-Unternehmen Milliardenbeträge hin- und herschieben. Neu sind allenfalls die immer größeren Dimensionen des Geschäfts. Mit kaum einer anderen „Ware“ lässt sich so viel Profit erzielen wie mit der Gesundheit. Die Sehnsucht nach Jugend, Fitness und Schönheit gebiert eine fast unbegrenzte Zahlungsbereitschaft.

Auch mit der Abtreibung, der vorgeburtlichen Tötung menschlichen Lebens, versuchen Ärzte und Kliniken Geld zu verdienen. Der aktuelle Fall einer Ärztin aus Gießen (Die Tagespost berichtete am 21.11.2017 unter dem Titel „Kampagne gegen Werbeverbot“) zeigt nur die Spitze des Eisbergs. Bereits 2009 hatte Alexandra Maria Linder, Bundesvorsitzende der Aktion Lebensrecht, in ihrem Buch „Geschäft Abtreibung“ über die großen Zusammenhänge informiert und die beklemmenden Fakten dargelegt, die zeigen, dass Abtreibung – trotz des prinzipiellen Verbots nach § 218 StGB – in Deutschland zu einem Wirtschaftsfaktor geworden ist.

Vorwürfe gegen Planned Parenthood

In den USA geriet 2015 Planned Parenthood unter Druck, eine „Non Profit“-Organisation, die Menschen bei der „Familienplanung“ berät. Grund waren Äußerungen der Direktorin für medizinische Dienstleistungen, Deborah Nucatola, die einräumte, dass Planned Parenthood abgetriebene Föten an Wissenschaftler vermittelt habe, allerdings ohne Gewinnerzielungsabsicht. Diese fragwürdige Praxis warf die Frage auf, ob staatlich finanzierte Beratungsstellen in den USA abgetriebene Föten auch an Organisationen mit kommerziellen Interessen vermitteln, eine Frage, die nach wie vor unbeantwortet ist.

Nun erhitzt ein aktueller Fall in Mexiko die Gemüter. In gynäkologischen Fachkliniken wird Frauen ganz offen eine Abtreibung nahegelegt und ein entsprechender Eingriff als einfach und sicher empfohlen. Das Verblüffende: Die Frauen, denen eine Abtreibung angeboten wird, müssen gar nicht schwanger sein. Der unangenehme und auch nicht völlig risikolose Eingriff kann dort also ohne jede Untersuchung, ohne jede Beratung und ohne jede Notwendigkeit vorgenommen werden – zum Nutzen allein für den Geldbeutel von Ärzten und Kliniken.

Das berichten mexikanische Medien unter Berufung auf eine im Internet veröffentlichte Studie. Auf der Plattform „BuzzFeed“, einem der beliebtesten Medienportale im englischsprachigen Raum, publizierten drei Psychologiestudentinnen ihre Erfahrungen aus Klinikbesuchen, bei denen sie sich als schwangere und ratsuchende Patientinnen ausgegeben hatten. Demnach sei es flächendeckend zu Unregelmäßigkeiten gekommen. Die Ergebnisse sind erschütternd.

Falsche Ultraschallbilder

In sechs der zwölf untersuchten gynäkologischen Fachkliniken – also in der Hälfte der Fälle – wurde den „Schwangeren“ bestätigt, dass sie zwischen der vierten und sechsten Schwangerschaftswoche wären, um ihnen sogleich zum Abbruch ihrer „Schwangerschaft“ zu raten. Ohne weitere Untersuchungen, wie etwa Blutanalysen, und ohne jede Beratung wurde den jungen Frauen eine Abtreibung angeboten.

Eine „BuzzFeed“-Journalistin konnte dieses Resultat nicht glauben, wiederholte das Experiment auf eigene Faust und fand es immerhin in drei Fällen bestätigt: Die Kliniken „GinecaFem“ (Azcapotzalco), „Promédica Mujer“ (Benito Juárez) und „Fundación Naiset“ (Cuauhtémoc) bescheinigen offenbar Frauen, die nicht schwanger sind, eine Schwangerschaft, um ihnen dann mit einer Abtreibung zu „helfen“. Besonders pikant: In zwei der Fälle wurde der Journalistin nach der Sonographie ein Ultraschallbild gezeigt, auf dem ein Embryo zu erkennen war. Mehr Inszenierung geht nicht. Oder sollte man sagen: Betrug?Eine Abtreibung kostet in Mexiko zwischen 50 und 250 US-Dollar, abhängig von der Methode. Die investigative Journalistin von„BuzzFeed“ berichtet von einem gewissen Druck der Klinikmitarbeiter, die sie nur nach der bevorzugten Methode gefragt hätten, nicht jedoch, ob sie überhaupt abtreiben wolle und – falls ja – ob sie sich ihrer Entscheidung wirklich sicher sei.

Abtreibungen sind in Mexiko seit 2007 bis zur zwölften Schwangerschaftswoche straffrei. Nach Angaben der Regierung von Mexiko-Stadt wurden seitdem 176 355 Abtreibungen in den staatlichen Krankenhäusern durchgeführt. Die Zahl der in Privatkliniken vorgenommenen Schwangerschaftsabbrüche ist nach Angaben der zu EWTN gehörenden spanischsprachigen Nachrichtenagentur „ACI Prensa“ deutlich höher; verlässliche Zahlen gibt es nicht.

Gewinn steht im Vordergrund

Abtreibungen sind auch in Mexiko ein großes Geschäft. Gegenüber „ACI Prensa“ rechnet Ángel Soubervielle, Leiter der Lebensschutzorganisation „Pasos por la Vida“, exemplarisch vor, dass eine der bekanntesten Abtreibungskliniken von Mexiko-Stadt, „Marie Stopes“, im Jahr 2016 etwa 33 000 Abtreibungen für durchschnittlich etwa 100 US-Dollar vorgenommen hat, was Einnahmen von 3,3 Millionen US-Dollar in die Kassen spülte. Bei Summen dieser Größenordnung sei es, so Soubervielle, naiv, daran zu glauben, dass es den Kliniken um das Wohl der Frauen gehe. Die ernüchternden Selbstversuche der drei Psychologiestudentinnen und der Journalistin zeigen dann auch in frappierender Weise das glatte Gegenteil.

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