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Blume warnt vor Gefahren des Antisemitismus

Antisemiten brauchten gar keine Juden, meint der Baden-Württembergs Antisemitismusbeauftragter Michael Blume. Der Hass stehe oft losgelöst von der echten Begegnung. Und er mahnt zu sofortigen Maßnahmen gegen arabischen Antisemitismus.
Blume warnt vor Antisemitismus
Foto: Martin Schutt (ZB) | Antisemitismus bezeichnet Blume darüber hinaus als Verschwörungsglauben, wonach Juden mit Nichtjuden gemeinsam eine weltweite Verschwörung anführten.

Der Religionswissenschaftler Michael Blume warnt vor einer Zunahme von Antisemitismus. Im Gespräch mit der „Tagespost“ weist Blume, der auch Antisemitismusbeauftragter der Landesregierung Baden-Württemberg ist, darauf hin, dass die Zahl antisemitischer Straftaten in dem Bundesland 2018 um fast 40 Prozent gestiegen sei. „Das liegt zum einen daran, dass auch bei uns der Hass aus dem Internet auf die Straße kippt und mehr Straftaten passieren. Es liegt aber auch an einem stärkeren Anzeigeverhalten.“

20 Prozent mehr antisemitische Straftaten

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Durch seine Arbeit ermutige er jüdische Gemeinden, Vorfälle auch wirklich zur Anzeige zu bringen. „Wir zeigen so, dass die jüdischen Gemeinden nicht alleingelassen sind und auch eine Sachbeschädigung nicht einfach hinnehmen sollten“, so Blume, der im vergangenen Jahr einen Bericht mit Handlungsempfehlungen an viele Politikbereiche vorgelegt hatte. Demnach seien 2018 in Deutschland 20 Prozent mehr antisemitische Straftaten zu verzeichnen gewesen als im Vorjahr.

Antisemitismus bezeichnet Blume darüber hinaus als Verschwörungsglauben, wonach Juden mit Nichtjuden gemeinsam eine weltweite Verschwörung anführten. „Antisemiten glauben, dass sie so die gesamte Welt kontrollierten.“ Im Irak höre er etwa, die Kurden wären mit den Juden im Bunde. Häufig würden Juden auch einfach erfunden: So würden Reichsbürger Bundeskanzlerin Angela Merkel für eine Jüdin halten. „Antisemiten brauchen gar keine Juden: Daran sieht man, wie gefährlich dieser Hass ist, völlig losgelöst von der echten Begegnung.“

Antisemitismus auch unter arabischen Christen

Für ein „großes Zukunftsthema“ hält Blume zudem den starken arabischen Antisemitismus. Diesem müsse man sich sofort stellen. „Ich muss aber auch sagen, dass dieser Antisemitismus ebenso unter arabischen Christen sehr ausgeprägt ist.“ Unter Vorfällen im Netz sei oft ein arabischer oder osteuropäischer Hintergrund festzustellen, während bei den Straftaten der Rechtsextremismus überwiege.

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Redaktion Angela Merkel Antisemitismus Juden Judentum Straftaten und Strafsachen

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