Der amerikanische Ferienwohnungsvermittler Airbnb hat angekündigt, Inserate künftig von der Seite zu nehmen, die Wohnungen in israelischen Siedlungsgebieten im Westjordanland anbieten. Rund 200 Einträge sollen davon betroffen sein. Etwa 40 Prozent des Westjordanlands sind palästinensische Autonomiegebiete. In einer Stellungnahme teilte der Ferienwohnungsanbieter mit, dass es gegensätzliche Ansichten dazu gebe, ob Unternehmen in den besetzten Gebieten Geschäfte machen sollten, die im Zentrum des historischen Konflikts zwischen Israelis und Palästinensern stünden.
Palästinenservertreter forderten seit Jahren, Angebote in israelischen Siedlungen zu löschen
Zudem wird von Seiten Airbnbs betont, keine Experten in diesem historischen Konflikt zu sein. Daher sei die richtige Entscheidung nicht leicht gefallen. Gemäß der eigenen Maßstäben zum Umgang mit Wohnungsangeboten in besetzten Gebieten sei man jedoch zu dem Schluss gekommen, die Inserate in israelischen Siedlungsgebieten im besetzten Westjordanland von der Plattform zu entfernen.
Palästinenservertreter hatten diesen Schritt bereits vor Jahren gefordert. Bisher hatte sich Airbnb jedoch stets geweigert – mit der Begründung, dass die Angebote in den Siedlungsgebieten nach amerikanischem Recht nicht illegal seien. Von palästinensischer Seite wurde die Praxis jedoch stets als illegal und kriminell angesehen. Das Unternehmen vertreibe „gestohlenes Eigentum und Land“.
Israel kündigt Maßnahmen an, um Airbnbs Aktivität im Land zu beschränken
Daher begrüßte der Generalsekretär der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO), Saeb Erekat, nun auch den Schritt des Ferienwohnungsvermittlers. Gleichzeitig drückte er sein Bedauern darüber aus, dass Airbnb weiter israelische Angebote in Ost-Jerusalem führe. Den UN-Menschenrechtsrat rief Erekat auf, eine Liste der Unternehmen zu veröffentlichen, die von Israels Siedlungspolitik profitierten.
Israel hingegen reagierte mit deutlicher Kritik auf die Entscheidung des Online-Ferienportals. Der israelische Tourismusminister Jariv Levin sprach von Diskriminierung und warf Airbnb eine „schändliche Kapitulation“ vor. Zudem kündigte das Tourismusministerium an, Maßnahmen zu ergreifen, die die Aktivitäten Airbnbs in Israel beschränken würden. Gleichzeitig rief der Minister für strategische Angelegenheiten, Gilad Erdan, betroffene Bürger dazu auf, gemäß dem Anti-Boykott-Gesetz gegen Airbnb zu klagen.
DT/mlu
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