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Zunehmende Säkularisierung im Bundestag

Auch im Deutschen Bundestag spiegelt sich die Tendenz einer Säkularisierung oder einer Privatisierung des Glaubens wider.
Religionszugehörigkeit der Bundestagsabgeordneten
Foto: Harald Woblik (KNA) | Offizielle Statistik zur Religionszugehörigkeit der Abgeordneten des 19. Deutschen Bundestags, aufgeschlüsselt nach Parteien, am 15. Dezember 2017, basierend auf eigenen Angaben der Abgeordneten.

Der Bundestag hat die offizielle Statistik zur Religionszugehörigkeit der Abgeordneten vorgelegt. In der Statistik geht es nicht darum, wie oft die Politiker die heilige Messe besuchen oder wie sie ihre Religiosität praktizieren. Vielmehr geht es in der Studie um das öffentliche Bekenntnis zu einer Religion. Von den 709 Abgeordneten des 19. Deutschen Bundestags machten 270 keine Angabe zur Religionszugehörigkeit. Das entspricht gut 38 Prozent und ist der höchste Anteil seit der Wiedervereinigung.

Laut Statistik bekennen sich 192 Abgeordnete (27,1 Prozent) zur katholischen und 185 (26,1) zur evangelischen Kirche. Ferner sind drei Muslime (0,4) und 53 „Konfessionslose“ (7,5) im Parlament. Ein Linken-Abgeordneter bezeichnet sich als Atheist. Unter „sonstigen Konfessionen“ fasst die Statistik diesmal fünf Abgeordnete zusammen, die alevitisch, orthodox oder altkatholisch sind. Damit erreicht der prozentuale Anteil der Christen im Parlament den Tiefststand seit 1990: Damals lag er noch bei knapp zwei Drittel, 27 Jahre später bei gut 53 Prozent.

Der für die Statistik zuständige Chefhistoriker des Bundestags, Michael Feldkamp, betont, dass es sich um freiwillige Angaben handelt: „Wer nichts angibt, kann dennoch einer Religion angehören.“ Er sieht aber eine Fortsetzung des Trends, „dass sich immer weniger Menschen in Deutschland zu ihrem Glauben bekennen“. Und er weist darauf hin, dass die Konfessionszugehörigkeit der Abgeordneten fast genau jene der Gesamtbevölkerung widerspiegelt - zumindest bei den Katholiken und Protestanten. „Eine Säkularisierungstendenz zeigt sich auch hier - zumindest ein Rückzug des Glaubens ins Private“, so Feldkamp weiter.

Was die Religionszugehörigkeit in den Fraktionen betrifft, ist die Union die am stärksten konfessionell geprägte. Knapp die Hälfte der Unionsabgeordneten sind Katholiken, 36 Prozent sind Protestanten. Bei den Sozialdemokraten sind 29 Prozent Protestanten, 18 Prozent Katholiken. Unter den 67 Abgeordneten der Grünen gaben nur noch 14 an, einer Kirche anzugehören. Die Linken-Abgeordneten bestehen zu fast einem Viertel aus Konfessionslosen, 60 Prozent machten keine Angabe. Unter den 80 FDP-Abgeordneten erreichte der Anteil der Katholiken mit 26 Prozent einen historischen Höchststand. Protestantischen Glaubens sind in der FDP-Fraktion 30 Prozent. Bei den AfD-Abgeordneten bekannten sich rund 30 Prozent zu einer Kirche.

DT/KNA

 

 

 

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