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ZdK lädt AfD-Vertreter nicht vom Katholikentag aus

Eine Fraktion von der geplanten Podiumsdiskussion auszuschließen wäre merkwürdig, meint ZdK-Präsident Thomas Sternberg, bekräftigt aber seine grundsätzliche Kritik an der AfD. Deren kirchenpolitischer Sprecher wirft den Kirchen hingegen Überheblichkeit vor.
36. Evangelischer Kirchentag
Foto: Lino Mirgeler (dpa) | Kirchentagsbesucher sitzen am 25.05.2017 in der Sophienkirche in Berlin bei der Podiumsdiskussion mit dem Thema «Streitzeit: Christen in der AfD». Zum Reformationsjubiläum findet der 36.

Trotz Protesten will das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) den AfD-Bundestagsabgeordneten Volker Münz beim Katholikentag Mitte Mai in Münster nicht wieder ausladen. „Die Katholikentagsleitung hält an der Einladung an den AfD-Bundestagsabgeordneten Volker Münz fest, weil sich diese Einladung auf eine schon lange geplante Veranstaltung bezieht, an der die kirchenpolitischen Sprecher aller im Bundestag vertretenen Parteien teilnehmen sollen“, sagte ZdK-Präsident Thomas Sternberg der „Welt“ (Freitag).
Jene Veranstaltung sei „kein AfD-Podium“, sondern eine Diskussion über die Positionen der Bundestagsfraktionen zum Verhältnis von Religion, Staat und Gesellschaft. „Dabei eine Fraktion auszuladen wäre merkwürdig“, sagte Sternberg. Man könne nicht so tun, „als wäre die AfD im Bundestag nicht vorhanden“. Zuvor hatten einige katholische Theologen in einer öffentlichen Erklärung gefordert, den kirchenpolitischen Sprecher der AfD-Fraktion wieder auszuladen.

Sternberg bekräftigte indes seine grundsätzliche Kritik an der AfD. Die Partei geriere sich „als Verteidigerin des christlichen Abendlandes“, stehe aber „im fundamentalen Widerspruch zum christlichen Menschenbild“, sagte er. „Etwa durch ihre Ideologie einer homogenen Gesellschaft, aus der sie viele Menschen wegen deren Glaubens, deren Herkunft oder deren Überzeugungen ausgrenzen will.“ Münz hingegen warf den Kirchen moralische Überheblichkeit und die Ausgrenzung seiner Partei vor. „Viele in den Kirchen und fast alle in deren Spitzengremien setzen sich auf ein hohes moralisches Ross, fühlen sich im Besitz einer allgemeingültigen Wahrheit gerade in politischer Hinsicht und qualifizieren diejenigen ab, die politisch zu anderen Schlüssen kommen“, sagte Münz auf Anfrage der „Welt“. So habe es in der Zuwanderungspolitik „nichts mit Rassismus zu tun, dass die AfD eine Politik der offenen Grenzen für falsch hält“.

Zugleich wandte sich Münz gegen „einzelne Leute“ innerhalb und außerhalb der AfD, „die im Namen der AfD Dinge sagen, die als generelle Stimmungsmache gegen Migranten verstanden werden können“. Dies lehne er „entschieden“ ab und fordere, „dass in der AfD hier genauer auf den Sprachgebrauch geachtet wird“. Genauso lehne er es aber ab, „wie die AfD von den Amtskirchen diffamiert wird“, sagte Münz.

DT/KNA

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