In Zukunft sollen Juden und Muslime in der Bundeswehr von eigenen Seelsorgern betreut werden. Hans-Peter Bartels, der Wehrbeauftragte des Bundestages, hatte sich seit Jahren dafür eingesetzt und begrüßt nun die Entscheidung des Verteidigungsministeriums. Andere Armeen hätten längst Lösungen gefunden, meint der 57-Jährige im Gespräch mit der „Süddeutschen Zeitung“, und verweist etwa auf das Bundesheer in Österreich, das zwei Militärimame beschäftige. „Insofern wurde es wirklich Zeit, dass es bald Seelsorger für muslimische Soldaten in der Bundeswehr gibt.“
Keine zentralen Ansprechpartner auf muslimischer Seite
Die Pläne des Verteidigungsministeriums sehen vor, muslimische Geistliche vertraglich an die Bundeswehr zu binden – im Gegensatz zu den beiden christlichen Kirchen und der jüdischen Glaubensgemeinschaft, die einen Staatsvertrag geschlossen haben. Hier weist Bartels darauf hin, dass eine andere Lösung rechtlich kaum möglich gewesen wäre, weil es auf muslimischer Seite keinen zentralen Ansprechpartner gebe.
Des Weiteren würde sich der aus Kiel stammende SPD-Politiker wünschen, dass Militär-Rabbiner und -Imame auch bei der ethischen Bildung im Rahmen der Inneren Führung mitarbeiteten, „so wie es die katholische und die evangelische Militärseelsorge mit großen Verdiensten schon lange tun“. An die muslimischen Soldaten in der Bundeswehr seien die jüngsten Beschlüsse jedenfalls ein Zeichen: „Ihr gehört dazu, ganz ausdrücklich!“
Offiziell 1 500 muslimische Soldaten in der Bundeswehr tätig
Offiziell sind 1 500 muslimische Soldaten in der Bundeswehr tätig – bei gut 180 000 aktiven Soldaten eine recht geringe Zahl. Bartels betont, dass es sich jedoch lediglich um Schätzungen handele, da niemand seine Religionszugehörigkeit angeben müsse. Viele Soldaten hätten auch zu den christlichen Kirchen keine Bindung mehr. „Und den Trend zur Säkularisierung gibt es bei Soldatinnen und Soldaten mit Migrationshintergrund wohl genauso“, meint der Wehrbeauftragte.
DT/mlu
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