Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung

Umgang mit der Türkei: „Bereitschaft zu kleinen positiven Schritten“

Der Lazaristen-Pater Franz Kangler plädiert für ein differenzierteres Türkei-Bild. Offen gezeigte Feindseligkeit oder Verachtung führe nur zu weiterer Abschottung gegenüber einem als kolonialistisch empfundenen Westen.
Wahlen Türkei - Wahlkampf AKP
Foto: - (POOL Presidency Press Service/AP) | 18.06.2018, Türkei, Samsun: Recep Tayyip Erdogan, Präsident der Türkei, spricht während einer Wahlkampfveranstaltung zu Unterstützern seiner islamisch-konservativen Regierungspartei AKP. In der Türkei finden am 24.

Der Lazaristen-Pater Franz Kangler zeigt sich betrübt über die extreme Schwarz-Weiß-Zeichnung ohne Differenzierung, die seiner Ansicht nach gegenüber der Türkei erfolgt. „Es gibt viele Probleme im Land, deren Verbesserung aber nicht mit offen gezeigter Feindseligkeit oder Verachtung, wie sie gerade in deutschsprachigen Ländern zu finden ist, geschehen kann.“ So äußert sich Kangler, der seit 1977 in Istanbul wirkt, im Gespräch mit der „Tagespost“. Als Gegenreaktion erfolge in der Türkei eine Abschottung gegenüber einem als kolonialistisch empfundenen Westen „mit ebenfalls manchmal nicht rational erklärbaren Vorurteilen“. Um hier gegenhalten zu können, brauche man Geduld und die Bereitschaft zu kleinen positiven Schritten, betont der Lazaristen-Pater. „Vor allem auch Respekt vor den vielen liebenswerten Menschen dieses Landes, die gegenwärtig aus gegensätzlichen politischen Lagern eine gemeinsame Zukunft suchen müssen.“

In vielen Haltungen der Türkei sieht Kangler Reaktionen auf westliche Verhaltensweisen, die manchmal von Enttäuschungen über anders verlaufende Entwicklungen genährt seien. Kangler weist darauf hin, dass man auch mit Ländern wie Nordkorea oder dem Iran spreche, „trotz der unvergleichbar anderen Menschenrechtssituation. Wir selbst nehmen mit großer Selbstverständlichkeit in Anspruch, aufgrund einer historischen geistigen Vorreiterrolle  - die aber oft politisch und wirtschaftlich exekutiert wird  - Einfluss auf viele Länder der Erde auszuüben“. Dies geschehe oft auch aus eigennützigen Motiven, mahnt der Lazaristen-Pater. Das größte Fragezeichen für die Zukunft stellt sich bei ihm im Blick auf die geistige Verwurzelung der Menschen unter 20 Jahren. Diese sei aufgrund der Verflechtungen neuer, immer undurchschaubarer werdender medialer Welten auch in der Türkei nicht klar abzuschätzen. „Hier können wir nur versuchen, möglichst ausgewogen Haltungen zu vermitteln, die ein eigenständiges Denken auch in neuen Zeiten möglich machen.“

Das ausführliche Interview lesen Sie in der aktuellen Ausgabe der „Tagespost“ vom 21. Juni.
DT

Themen & Autoren

Weitere Artikel

Kinder werden zu den neuen Influencern auf "YouTube" - Diese Form der Vermarktung des eigenen Nachwuchses ruft Kritiker auf den Plan. Von Josef Bordat
27.02.2019, 12 Uhr

Kirche

Die Heilsquelle der Christen betrachten: Das Kreuz steht im Mittelpunkt authentischer Kirchenreformen.
28.03.2024, 21 Uhr
Regina Einig