Ein ungehinderter Zugang zu Abtreibung, idealerweise staatlich finanziert, und keine Ausnahmeregelungen aus religiösen Gründen: So stellen sich etwa 80 US-Organisationen, die Abtreibungen befürworten, fördern oder finanzieren, in Zukunft die Fortpflanzungsrechte vor. Das legen sie in einer gemeinsamen, mehr als 100 Seiten umfassenden „Blaupause“ dar.
Abtreibungen sollen auch staatlich finanziert werden können
Die Organisationen nennen ihr Dokument eine „proaktive politische Agenda zur Förderung der Sexual- und Fortpflanzungsmedizin in den USA und weltweit“. Zu den Verfassern zählt auch "Planned Parenthood".
Der Text fordert unter anderem, das sogenannte „Hyde Amendment“ gesetzlich abzuschaffen. Darin ist bisher geregelt, dass der amerikanische Staat bis auf einige Ausnahmen keine finanziellen Mittel für Abtreibungen zur Verfügung stellen darf. Man müsse sicherstellen, begründen die Verfasser des Textes ihre Forderung, dass jeder Bürger Zugang zu Abtreibungen hätte, unabhängig vom Einkommen oder seinem Versicherungsdienstleister.
Forderungen spiegeln nicht die öffentliche Meinung wider
Die Abtreibungsorganisationen wollen aber auch erreichen, dass eine gesetzliche Bestimmung aufgehoben wird, die es dem amerikanischen Staat verbietet, Steuergelder zu verwenden, um Abtreibungen im Ausland zu finanzieren. Stattdessen sollten die Vereinigten Staaten „sichere Abtreibungsdienstleistungen weltweit“ finanziell unterstützen.
Jüngste Umfragen unter den US-Bürgern belegen, dass die in dem Papier gestellten Forderungen nicht die Meinung eines Großteils der Amerikaner widerspiegeln, auch nicht die der Demokraten. Erst im Januar dieses Jahres fand das Meinungsforschungsinstitut „Marist“ heraus, dass 54 Prozent der US-Bürger gegen die staatliche Finanzierung von Abtreibungen sind.
"Die meisten Amerikaner befürworten es nicht,
Menschen im Mutterleib zu töten, insbesondere nach der
22. Schwangerschaftswoche, wenn diese winzigen Kinder
bereits außerhalb des Mutterleibes überleben könnten"
Donna Harrison, Pro-Life-Medizinerin
Kritik an der Blaupause kommt von amerikanischen Lebensschützern. Das US-Magazin „National Catholic Register“ zitiert die Ärztin Donna Harrison, die gleichzeitig Geschäftsführerin einer Vereinigung von Pro-Life-Medizinern ist: „Die meisten Amerikaner befürworten es nicht, Menschen im Mutterleib zu töten, insbesondere nach der 22. Schwangerschaftswoche, wenn diese winzigen Kinder bereits außerhalb des Mutterleibes überleben könnten.“ Es sei „bemerkenswert“, dass das Papier der Abtreibungsorganisationen das menschliche Leben im Mutterleib „derart arrogant“ ignoriere.
Kritik dürfte sich aber auch an einem weiteren Punkt entzünden: Die Verfasser fordern, dass medizinische Dienstleister in Zukunft nicht mehr aus Glaubens- oder Gewissensgründen weigern dürften, Abtreibungen durchzuführen. Dasselbe soll beispielsweise auch für konfessionelle Krankenhäuser gelten. Diese wären dann gezwungen, ebenfalls Abtreibungen durchzuführen.
DT/mlu
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