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USA: Proteste gegen Nominierung Kavanaughs

Ursprünglich sollte Brett Kavanaugh, der Wunschkandidat von US-Präsident Trump für den Supreme Court, noch im September vom Senat bestätigt werden. Mehrere christliche Organisationen wollen das verhindern.
Vor der Anhörung von Kavanaugh
Foto: Catherine Avalone (New Haven Register) | Ob an den Vorwürfen etwas dran ist, ist schwer festzustellen, zumal die Vorfälle sich in den 80er Jahren zugetragen haben sollen, als Kavanaugh, heute 53, Student war.

Im amerikanischen Senat steht morgen die Abstimmung über die Personale Brett Kavanaugh an. Der konservative katholische Jurist, Wunschkandidat des US-Präsidenten Donald Trump, ist jedoch jüngst in Bedrängnis geraten: Mehrere Frauen werfen Kavanaugh vor, sie vor Jahrzehnten sexuell bedrängt zu haben. Die Vorwürfe reichen von der Entblößung auf einer Party bis hin zu versuchter Vergewaltigung, stets in sehr betrunkenem Zustand, wie die mutmaßlichen Opfer angaben.

Demokraten wollen Vorwürfe nutzen, um Abstimmung zu verschieben

Ob an den Vorwürfen etwas dran ist, ist schwer festzustellen, zumal die Vorfälle sich in den 80er Jahren zugetragen haben sollen, als Kavanaugh, heute 53, Student war. Und polizeiliche Ermittlungen werden wohl nicht aufgenommen. Doch die Beschuldigungen werden von den oppositionellen Demokraten selbstverständlich benutzt, um darauf hinzuwirken, dass die Abstimmung über Kavanaugh verschoben wird. Und unabhängig von ihrem Wahrheitsgehalt werfen sie momentan Schatten auf den zuvor tadellosen Ruf des Juristen.

Aufgrund der Vorwürfe demonstrieren nun mehrere christliche Organisationen gegen die Nominierung Kavanaughs. „Wenn Richter Kavanaugh vor dem Senat aussagt, wird er seinen katholischen Glauben als Schild verwenden und behaupten, diese sexuellen Übergriffe wären nie passiert“, äußerte sich Schwester Simone Campbell, Leiterin der katholischen Lobbygruppe „Network“. Katholik zu sein ändere jedoch nichts an den Vorwürfen der mutmaßlichen Opfer. „Ich weiß nur zu gut, dass auch Männer des Glaubens Sexualstraftäter sein können.“

"Sexuelle Übergriffe dürfen nicht normalisiert werden"

Doch auch andere Glaubensgruppen sprachen sich bereits gegen die baldige Bestätigung Kavanaughs als Höchstrichter aus. Beispielsweise forderte eine Mormonen-Frauengruppe eine Untersuchung der Anschuldigungen. "Sexuelle Übergriffe dürfen in keiner Weise oder von irgendjemandem normalisiert oder geduldet werden, insbesondere nicht von denen, die mit politischer Führung beauftragt sind", heißt es in einem Schreiben der "Mormon Women for Ethical Government".

Zudem unterzeichneten mehr als 320 Amtsträgerinnen der episkopalen Kirche einen Brief, in dem sie die Äußerungen des ehemaligen Senators John Danforth verurteilen. Danforth, der auch episkopaler Priester ist, hatte gegenüber der „New York Times“ erklärt, was derzeit mit Kavnaugh geschehe, tue ihm leid. In dem Schreiben der weiblichen Geistlichen heißt es, dass niemand, schon gar nicht ein kirchlicher Priester, öffentlich die Motive von Frauen in Frage stellen sollte, die Fälle sexueller Übergriffe melden.

Kavanaugh will vor Senatsausschuss Unschuld beteuern

Kavanaugh selbst hat inzwischen ein Statement zu den Anschuldigungen vorbereitet, das er noch heute vor einem Senatsausschuss vortragen wird. Die Wahrheit sei, dass er nie auch nur irgendjemandem sexuell belästigt habe, schreibt Kavanaugh. „Sexuelle Übergriffe sind schrecklich. Sie sind moralisch verwerflich. Sie sind illegal. Sie stehen im Gegensatz zu meinem Glauben.“

DT/mlu

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