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USA: Historischer Tiefstand bei Geburtenrate

In den USA bringen Frauen immer weniger Babys zur Welt. Die Geburtenrate sinkt auf ein alarmierend niedriges Niveau und stellt für Staat und Gesellschaft eine Langzeitbedrohung dar.
Vorstellung des Statistischen Jahrbuchs 2017
Foto: Marcus Brandt (dpa) | Nur 3,8 Millionen Kinder wurden in den USA im Jahr 2017 geboren - so wenige wie seit 30 Jahren nicht mehr.

Im Jahr 2017 wurden in den USA so wenige Kinder geboren wie seit 30 Jahren nicht mehr. Insgesamt waren es 3,8 Millionen – ein Minus von zwei Prozent im Vergleich zu 2016. Das geht aus  den Erhebungen des National Center for Health Statistics hervor. Die Gründe für die niedrige Geburtenrate sehen Experten zum einen in fehlenden Angeboten zur besseren Vereinbarung von Familie und Beruf. Vielerorts gibt es keine bezahlbare Kinderbetreuung; die durchschnittlichen jährlichen Betreuungskosten liegen bei knapp 9 600 Dollar. Schon 2014 stellte das Pew Resesarch Center fest, dass in den letzten zwei Jahrzehnten vor allem gering verdienende Mütter ganz zuhause geblieben sind, da es sich nicht lohnte, arbeiten zu gehen.

Darüber hinaus gibt es in den Vereinigten Staaten keine staatliche Zuwendung für werdende Eltern. Frauen haben keinen Anspruch auf bezahlten Mutterschaftsurlaub. Nur 56 Prozent der US-Unternehmen bieten freiwillig Urlaub für die Tage um die Geburt an. Laut einer Erhebung des „Guardian“ zahlen von diesen nur sechs Prozent den vollen Lohn währenddessen weiter.

Neben objektiven Hemmnissen sehen Forscher auch emanzipatorische Gründe für die niedrigen US-Geburtenzahlen. Frauen hätten heute mehr Wahlmöglichkeiten, meint eine Soziologin von der Universität Maine. Statistiken zeigen dennoch, dass Frauen mehr Kinder haben wollen. Durchschnittlich will jede Frau in den USA 2,7 Kinder, tatsächlich sind es aber nur 1,8. Experten zufolge stellen die geringen Zahlen für Staat und Gesellschaft eine Langzeitbedrohung dar: Immer weniger junge Arbeitnehmer treten in den Arbeitsmarkt ein und zahlen in die Sozialsysteme, um die geburtenstarken Jahrgänge zu versorgen, die in Rente gehen.

DT/KNA

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