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US-Präsident Trump stoppt Trennung von Einwandererfamilien

Donald Trump beugt sich dem öffentlichen Druck gegen seine Politik der Trennung von Einwandererfamilien an der Grenze. Seine Lösung: Eltern und ihre Kinder sollen künftig gemeinsam eingesperrt werden.
Donald Trump zeigt das unterschriebene vorübergehende Dekret
Foto: Pablo Martinez Monsivais (AP) | US-Präsident Donald Trump zeigt das unterschriebene vorübergehende Dekret, mit dem die von seiner Regierung selbst begonnene Trennung illegaler Einwanderer von ihren Kindern beendet werden soll.

Der Präsident tut so, als habe er nichts mit den menschlichen Dramen an der Südgrenze der USA zu tun. Den Käfigen, in denen Kleinkinder nach "Mama" und "Papa" schreien, von denen sie durch Grenzer im Namen von Recht und Ordnung getrennt wurden. Oder der Angst von Jungen und Mädchen, ihre Eltern nie wieder zu sehen.

"Es geht darum, Familien zusammenzuhalten", spielt Donald Trump im Oval Office am Mittwoch (Ortszeit) das Unschuldslamm. Während er ein entsprechendes Dekret unterzeichnet, das die umstrittene Praxis modifiziert, schaut ihm Heimatschutz-Ministerin Kirstjen Nielsen nicht minder unbeteiligt über die Schulter.

Dabei lag es in ihrer Zuständigkeit, die von Justizminister Jeff Sessions am 7. Mai verkündete "Null-Toleranz"-Politik umzusetzen. Seitdem wurden mindestens 2.300 Kinder von ihren Eltern getrennt, die zuvor versuchten, aus Zentralamerika kommend mit ihrem Nachwuchs illegal die Südgrenze der USA zu überqueren.

Am Dienstag noch hatte die Ministerin behauptet, der Regierung bleibe nichts anderes übrig, als Recht und Ordnung aufrecht zu erhalten. Dabei gibt es kein Gesetz, das vorschreibt, bei einem illegalen Grenzübertritt Familien auseinanderzureißen.

Beobachter werfen Trump, Nielsen und Sessions deswegen vor, ein absurdes Polit-Theater aufgeführt zu haben."Er hätte gar nichts unterschreiben müssen", erklärt ein Kommentator des Fernsehsenders CNN. "Mit einem Telefonat wäre das erledigt gewesen."

In den Tagen zuvor war der Druck auf den Präsidenten und sein Kabinett immer größer geworden. Selbst sonst verlässliche Unterstützer wie Senator Ted Cruz, der Kommentator Bill O'Reilly und der einflussreiche evangelikale Prediger Franklin Graham drängten Trump zum Einlenken.

Demonstranten ekelten Heimatschutz-Ministerin Nielsen aus einem mexikanischen Restaurant, während Gäste des Trump-Hotels über Lautsprecher die herzzerreißenden Schreie getrennter Kleinkinder hörten.

Von Bürger- und Menschenrechtsgruppen über die katholischen Bischöfe bis hin zu einer geeinten Opposition im Kongress stieß die Politik an der Grenze auf eine Mauer der Ablehnung. Bei einem Treffen mit Republikanern im Kongress streute der Präsident die Geschichte, auch First Lady Melania und Tochter Ivanka hätten ihn zu einem Kurswechsel gedrängt.

Sogar Papst Franziskus hielt es für geboten, sich zu Trumps Vorgehen zu äußern. In einem Exklusiv-Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters unterstützte er die Haltung der US-Bischöfe, die die Familientrennungen als "unmoralisch" und als unvereinbar mit christlichen Werten bezeichnet hatten. "Ich stehe auf der Seite der Bischofskonferenz", sagte Franziskus. "Populismus ist keine Lösung."

Das dämmerte am Mittwoch offenbar auch dem Präsidenten. Wohl nicht aus Überzeugung, sondern eher aus der Erkenntnis heraus, bei den Zwischenwahlen im Herbst die Mehrheit der Republikaner im Kongress aufs Spiel zu setzen. Zweidrittel der Amerikaner lehnen die Auswüchse der "Null-Toleranz"-Politik an der Grenze ab.

Die demokratische Senatorin Kamala Harris wies wie viele andere Kritiker allerdings darauf hin, dass Trumps Dekret die Krise nicht beenden werde. "Es bringt keine Lösung für tausende von Kindern, die ihren Eltern entrissen wurden, und weiter getrennt bleiben." Bisher gibt es nämlich keine Pläne, die bereits auseinandergerissen Familien wieder zu vereinen.

Tatsächlich schafft das Dekret ein neues Problem. Er sieht vor, Familien, die ohne Papiere über die Grenze kommen, künftig nicht mehr zu trennen, sondern gemeinsam einzusperren. Das ist nach einem vor Jahren erzielten Rechtsvergleich nicht länger als 20 Tage erlaubt. Spätestens dann müssen die Kinder freigelassen werden.

Das Kernproblem bleibt nach Auskunft von Experten solange bestehen, wie Trump den illegalen Grenzübertritt von Flüchtlingen und Einwanderern als Verbrechen statt wie bisher als Ordnungswidrigkeit behandeln will. Im Oval Office bekräftigte der Präsident, es bleibe bei der strafrechtlichen Verfolgung. "Wir werden eine sehr starke Grenze haben."

KNA (Bernd Tenhage) / DT (jbj)

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