Die Demokraten in den USA haben sich zur Abtreibungspartei schlechthin entwickelt. Dies machten die jüngsten TV-Debatten zwischen den Bewerbern um die Präsidentschaftskandidatur nochmals deutlich. Die Frage unter der Partei Clintons und Obamas lautet schon lange nicht mehr, ob Abtreibungen weiterhin gesetzlich erlaubt sein sollten. Stattdessen scheint es, als wolle jeder den anderen mit einem noch einfacheren Zugang zu Abtreibungen übertrumpfen.
Abtreibung für viele Wähler entscheidendes Thema
Beispielsweise die linke Senatorin aus Massachusetts, Elizabeth Warren: In der Debatte erklärte die 70-Jährige, dass sie „Roe vs. Wade“ zum landesweiten Gesetz erheben wolle, an dem nicht mehr gerüttelt werden könne – auch nicht durch den Obersten Gerichtshof. Das Gerichtsurteil aus dem Jahr 1973 garantiert die Straffreiheit für Abtreibungen im ersten Trimester einer Schwangerschaft.
Wer glaubt, Abtreibung sei nur eines von vielen Themen, und ohnehin nur für konservative Wähler maßgeblich für ihre Stimmabgabe, liegt offensichtlich falsch. Eine jüngste Umfrage der „Monmouth University“ kommt zu dem Ergebnis, dass es für viele Wähler durchaus entscheidend sein kann, ob sich ein Kandidat als Abtreibungsbefürworter oder -gegner präsentiert. 44 Prozent der als Demokraten registrierten Wähler bezeichnen demnach Abtreibung als „wichtigstes oder sehr wichtiges Thema“. Der Anteil fällt überraschenderweise sogar weitaus höher aus als bei den Republikanern: dort sind es 26 Prozent.
Kamala Harris attackiert Ex-Vize Biden frontal
Eine weitere Kandidatin, die sich unter den Demokraten im Aufwind befindet, ist Kamala Harris, Senatorin aus Kalifornien. In der TV-Debatte attackierte Harris sie den Favoriten Joe Biden immer wieder frontal und brachte ihn damit in Bedrängnis. Was die Abtreibungsfrage angeht, so gilt auch die 54-Jährige ganz und gar nicht als Verteidigerin des Lebensrechts. Ihr Vorschlag: Ehe Bundesstaaten dazu übergehen, eigene Abtreibungsgesetze zu verabschieden, müsse geprüft werden, ob diese mit dem national gültigen Gerichtsurteil Roe vs. Wade in Einklang seien.
DT/mlu
In welchem Dilemma sich die Demokraten momentan befinden – und wie sich andere aussichtsreiche Kandidaten wie der ehemalige Vizepräsident Joe Biden positionierten, erfahren Sie in der aktuellen Ausgabe der „Tagespost“ vom 03. Juli 2019.