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Theologe kritisiert Abgastests an Menschen und Affen

Als äußerst bedenklich bezeichnet der Moraltheologe Anderas Lob-Hüdepohl die nun publik gewordenen Abgastests an Menschen und Affen. Auch der Vorsitzende des Ethikrates äußerst sich kritisch.
VW in Wolfsburg
Foto: Julian Stratenschulte (dpa) | Die Automobilindustrie mache ein ums andere Mal Vertrauen kaputt, so der Vorsitzende des deutschen Ethikrates.

Der katholische Moraltheologe Andreas Lob-Hüdepohl hat die umstrittenen Abgastests an Menschen und Affen als "ethisch äußerst bedenklich" bezeichnet. Er habe die Berichterstattung "kopfschüttelnd" verfolgt, sagte er gegenüber KNA. Zwischen Tierversuchen und Experimenten am Menschen gebe es zwar einen qualitativen Unterschied. "Aber auch Tiere sind Lebewesen", betonte Lob-Hüdepohl, der Mitglied des Deutschen Ethikrates ist.

Am Wochenende war bekanntgeworden, dass deutsche Autokonzerne Abgasexperimente an Menschen und Affen mitfinanziert haben sollen. Die Studien sollten demnach zeigen, dass die Diesel-Schadstoffbelastung dank moderner Abgasreinigung erheblich abgenommen habe.

Lob-Hüdepohl, der an der Katholischen Hochschule für Sozialwesen Berlin lehrt, betonte, dass beispielsweise Tierversuche für Arzneimittel erst dann erfolgen dürften, wenn die Medikamente entsprechend ausgereift seien. Experimente am Menschen seien in der Regel verboten, da es der Menschenwürde widerspreche, den Menschen zu instrumentalisieren. Wenn doch Versuche durchgeführt würden, müssten die Probanden genau darüber informiert sein und zustimmen, weil sie sich selbst einen Nutzen erhofften oder sich in den Dienst der zu testenden Sache stellen wollten.

Auch Peter Dabrock, Vorsitzender des Deutschen Ethikrates, kritisiert die deutsche Automobilindustrie wegen der Abgastests. „Die Autoindustrie macht ein ums andere Mal Vertrauen kaputt“, sagte er am Dienstag in hr-Info. Die Aufregung um die Schadstoffstudie des Aachener Universitätsklinikums hängt laut Dabrock damit zusammen, „dass die Forschung ausgerechnet von jemandem gesponsert worden ist, der größter Profiteur dieser Forschung sein kann“. Das habe „ein Geschmäckle“. Die Studie aus Aachen führe zu der Frage, wie die Forschungsförderung in Deutschland generell geregelt werden sollte, so der Experte. „Dass die Forschung durch die Autoindustrie gesponsert worden ist, kann auch das Vertrauen in die Forschung untergraben.“

DT/KAP/KNA

 

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