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Terror-Experte verlangt Schließung radikaler Moscheen

Eine konsequente Schließung radikaler Moscheen in Deutschland hat der Terrorismusforscher Peter R. Neumann verlangt. Solche Moscheen hätten sich in der Vergangenheit als "Hotspots" für die Radikalisierung salafistischer Gewalttäter erwiesen.
Moschee
Foto: Daniel Naupold (dpa) | Muslime beten am 26.05.2015 im Gebetsraum der DiTiB-Moschee in Stuttgart (Baden-Württemberg). Foto: Daniel Naupold/dpa+++(c) dpa - Bildfunk+++ | Verwendung weltweit

Lange Zeit hätten bundesdeutsche Sicherheitsbehörden die Strategie verfolgt, gegen islamistische Moscheen nicht einzuschreiten, um so die Salafisten-Szene an ihren "Kristallisationspunkten" beobachten zu können. Das sei angesichts der Radikalisierungsgefahren aber "nicht akzeptabel und tolerabel", erklärte Neumann am Montag vor Journalisten in Düsseldorf.

Vor allem charismatischen Gewaltpredigern gelinge es immer wieder, über Moscheegemeinden Netzwerke aufzubauen und Anziehungskraft auch auf junge Islamisten aus dem Ausland zu entfalten, so der Experte. NRW sei "überproportional betroffen". Nirgendwo sonst lebten so viele salafistische Gefährder. Das sei auch "ein Vermächtnis" der zerschlagenen Rekrutierungs-Organisationen etwa in Mönchengladbach, die eine Magnetwirkung weit über NRW hinaus entfaltet hätten. Insgesamt habe es aber weniger Anschlagsversuche in letzter Zeit gegeben. Deutschland stehe gegenwärtig nicht so sehr im Fadenkreuz des "Islamistischen Staats" (IS) wie etwa Frankreich, England oder die USA.

Das Profil der salafistischen Gewalttäter habe sich in den vergangenen Jahren deutlich verändert, erklärte der Terrorismusforscher. Der IS rekrutiere seine Anhänger zunehmend auch im Milieu der Kleinkriminalität. Dort angeworbenen Mitglieder hätten meist bereits Erfahrungen mit Waffen und gefälschten Papieren. Deshalb verlaufe die Radikalisierungsphase häufig schneller, dauere aber immer noch Monate. "Es gibt eigentlich keine Turbo-Radikalisierungen", sagte Neumann.

Durch vermehrte Anwerbung bei Kleinkriminellen habe sich das Gefährderprofil deutlich gewandelt, so Neumann. Der salafistische Terrorist bete nicht mehr den ganzen Tag oder trinke nur Tee. Kleinkriminelle würden von Salafisten mit dem "Erlösungs-Narrativ" angeworben, ihre Straftaten künftig "für eine Aufnahme in den Himmel" zu begehen. Gleichzeitig gebe es unter den Radikalen immer mehr Frauen und jüngere Leute. Durch die Internetwerbung des IS, die oftmals wie Videospiele inszeniert seien, würden inzwischen auch häufiger Kinder radikalisiert. Deshalb seien gesetzliche Änderungen notwendig, damit auch strafunmündige Jugendliche vom Verfassungsschutz als potenzielle Gefährder in der Szene wirkungsvoll beobachtet werden könnten.

KNA / DT (jbj)

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