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Studie: Gemeinsamkeiten zwischen Islamisten und Rechtsextremisten

Der Politikwissenschaftler Maik Fielitz hat Einträge von Islamisten und Rechtsextremisten in Sozialen Netzen untersucht. Dabei stellte er fest, dass sich deren Ideologie in zahlreichen Punkten überschneidet.
Islamismus und Rechtsextremismus
Foto: Boris Roessler (dpa) | Eine Studie hat herausgefunden, dass zwischen Islamismus und Rechtsextremismus zahlreiche Gemeinsamkeiten bestehen.

Der Politikwissenschaftler Maik Fielitz hat ideologische Gemeinsamkeiten zwischen Islamisten und Rechtsextremisten festgestellt, indem er deren Einträge in Sozialen Netzen analysierte. Dabei ist Fielitz auf drei Muster gestoßen: Beide Gruppen seien zum einen auf Abwertung und Dämonisierung einer Fremdgruppe angewiesen, um eine eigene Gruppenidentität aufzubauen.

"Weltbilder beider Seiten von Verschwörungen gespickt"

Gleichzeitig behaupteten sie, so der wissenschaftliche Referent am Institut für Demokratie und Zivilgesellschaft (IDZ) der Universität Jena im Gespräch mit der "Tagespost", dass die eigenen Referenzmilieus massiv angegriffen, benachteiligt und diskriminiert würden. „Drittens sind die Weltbilder beider Seiten von Verschwörungen gespickt, wonach die Politik gesteuert sei und die Menschen verblendet werden.“ Diese drei Punkte sieht Fielitz mit einem absoluten Wahrheitsanspruch verbunden, der auf totalitäre Ideologien hindeute.

Der Politikwissenschaftler ist zudem der Meinung, dass sich Rechtsextremisten und Islamisten gegenseitig zur Mobilisierung brauchen, und um ihre Ideen „in die Mitte der Gesellschaft eindringen zu lassen“. Die Gegenseite werde dazu bewusst oder unbewusst mit spiegelverkehrten Vorsätzen dargestellt. „Islamistische Anschlägen bestätigen rechtsextreme Deutungen, wonach der Islam eine Hassideologie ist. Fremdenfeindliche oder antimuslimische Hassverbrechen nutzen Islamisten, da sie verdeutlichen, dass Muslime in Gefahr sind.“ Die apokalyptischen Weltbilder beider Gruppen würden so durch die jeweilige Gewalt bestätigt, meint Fielitz.

"Widersprüchlichkeit der anti-demokratischen Kräfte zeigen"

Eine wichtige Erkenntnis, die der Wissenschaftler aus seiner Studie zieht, ist, dass die eine Seite schwer ohne die andere gedacht werden könne. „Das muss stärker in die Prävention einfließen.“ Fielitz fordert, ein Verständnis der Gegenseite zu schaffen, um Narrative aufzubrechen und die Widersprüchlichkeit beider anti-demokratischer Kräfte zu zeigen. „Will man die Spirale der wechselseitigen Radikalisierung durchbrechen, müssen beide Kräfte gegeneinander ausgespielt werden.“

DT/mlu

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