Der frühere Bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber sieht das Verhältnis zwischen CSU und katholischer Kirche auf dem Weg der Besserung. „Ich glaube, viele Irritationen sind mittlerweile ausgeräumt“, sagte er im Interview mit der „Tagespost“ vom Donnerstag. Beide Seiten müssten aber verstärkt miteinander ins Gespräch kommen „und bei Meinungsverschiedenheiten versuchen, auch die andere Seite zu verstehen“. Dies gelte laut dem 78-Jährigen auch für die Sicht von „Christen, die Angst vor der Fremdheit im eigenen Land haben“.
Stoiber sieht Gruppenbildung in der Kirche
Irritationen und Konflikte zwischen CSU und Kirche in der jüngeren Vergangenheit führte er insbesondere auf veränderte Position auf katholischer Seite zurück. „Die Katholiken waren spätestens nach der Flüchtlingskrise im Herbst 2015 kein homogener Block mehr“, so Stoiber im Gespräch mit der „Tagespost“. Auf der einen Seite hätten christlich motivierte Flüchtlingshelfer gestanden, auf der anderen Seite „diejenigen, die der islamischen Einwanderung aus kulturellen Gründen kritisch gegenüberstanden“. Die bayerische Regierungspartei CSU sei dabei vor der Herausforderung gestanden, zwischen den Positionen zu vermitteln.
Kritik an kirchlichen Äußerungen zum „Kreuzerlass“
Kritik äußerte der Katholik, der von 1993 bis 2007 Bayerischer Ministerpräsident war, auch zur Reaktion kirchlicher Vertreter auf den sogenannten „Kreuzerlass“ im vergangenen Jahr. Die Kirchen hätten dabei „einen meiner Meinung nach unnötigen Konflikt mit der Staatsregierung gegen die Aufhängung von Kreuzen in Behörden vom Zaun gebrochen“, so Stoiber. Namentlich lobte er zugleich den Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer sowie dessen Vorgänger, Kardinal Gerhard Ludwig Müller, die sich damals zustimmend zum Beschluss der Landesregierung geäußert hatten.
DT/kma
Welche Rolle das Christentum für die CSU spielt, wie Klimaschutz zum Programm der Partei passt und was Edmund Stoiber über den Erfolg der AfD sagt, lesen Sie im ausführlichen Interview in der nächsten Ausgabe der „Tagespost“.