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Sri Lanka: Kooperation lokaler Islamisten mit IS

Bis Ostersonntag war die nationale Monotheisten-Organistion NJT über Sri Lanka hinaus eine Unbekannte. Ihre Ortskenntnisse und die Erfahrung des IS machten die Terroranschläge wohl möglich.
Die Verantworltichen für die Anschlagsserie in Sri Lanka
Foto: Gemunu Amarasinghe (AP) | Sri Lanka, Negombo: Schuhe und persönliche Gegenstände von Opfern liegen an der durch eine Explosion beschädigte St.-Sebastians-Kirche.

Rache für Christchurch, wo ein rechtsradikaler Einzeltäter in zwei Moscheen 50 islamische Gläubige ermordet hat – so lautet die offizielle Erklärung zu den verheerenden Anschlägen auf insgesamt acht Kirchen und Hotels mit über 300 Opfern in Sri Lanka.

Zwei Tage nach dem Anschlag reklamierte der IS den Terror für sich

Zunächst richtete sich der Verdacht auf eine lokale Organisation, die sogenannte National Thowheeth Jama’ath (NTJ), die „Nationale Monotheisten Organisation“. Bis Ostersonntag war sie über Sri Lanka hinaus eine Unbekannte. Zwei Tage nach dem Anschlag reklamierte der „Islamische Staat“ (IS) den Terror für sich.

Beides bedingt sich. Für ein derartig perfide-perfekt geplantes Massaker gleichzeitig an ganz unterschiedlichen Orten ist die Erfahrung des IS unvermeidlich. Es bedarf aber auch detaillierter Ortskenntnisse, so dass eine Kooperation von NTJ und IS ausgesprochen wahrscheinlich ist. Zwei fatale Entwicklungen flossen zu einem mörderischen Anschlag von beispielloser Brutalität zusammen.

Bei der NJT handelt es sich um islamische Tamilen

Bei der NTJ handelt es sich um islamische Tamilen, die vor allem im Osten der Insel beheimatet sind. Die Muslime stellen knapp zehn Prozent der etwa 21 Millionen Einwohner, von denen über 70 Prozent dem Buddhismus angehören. Gut zwölf Prozent bekennen sich zum Hinduismus und 7,4 Prozent zum Christentum. Die komplizierten ethnisch-religiösen Identitäten prägen das Bewusstsein der Menschen stark, auch und gerade der Fanatiker von der NTJ.

Ob es der Regierung gelingen wird, die NTJ zu zerschlagen, bevor sie noch stärker wird, oder ob sich der radikal-islamische Terrorismus in dem kriegsgebeutelten Inselstaat eine neue Basis verschafft, lässt sich momentan noch nicht absehen.

DT

Warum sich viele muslimische Tamilen in Sri Lanka radikalisierten, erfahren Sie in der aktuellen Ausgabe der „Tagespost“ vom 25. April 2019. Kostenlos erhalten Sie diese Ausgabe hier.

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Klemens Ludwig Islamischer Staat Islamisten Moscheen Terroranschläge

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