Die muslimische Autorin Seyran Ates hält das kürzlich in Österreich eingeführte Kopftuchverbot für Kinder für einen „legitimen Schritt im Kampf gegen die Sexualisierung von kleinen Mädchen“. In einem Gastbeitrag für die „Tagespost“ schreibt Ates, es sei abscheulich, Kinder zum Tragen des Kopftuchs zu zwingen und sie so zu sexualisieren.
"In diesem Alter kann das Kopftuch nicht als religiöses Symbol betrachtet werden"
„In diesem Alter kann das Kopftuch nicht als religiöses Symbol betrachtet werden und die Entscheidung, es zu tragen ist nicht von freiem Willen getragen“, so Ates. Patriarchale Strukturen, wie sie in traditionellen muslimischen Familien vorzufinden seien, würden ihre Kinder aus anderen Motiven verschleiern. „Mädchen sollen sich bereits in jungen Jahren an das Tragen eines Kopftuches gewöhnen, damit sie sich später damit identifizieren“, schreibt die Anwältin und Initiatorin der liberalen Ibn-Rushd-Goethe-Moschee in Berlin.
Zudem würden Kinder mit dem Kopftuch an ein vermeintlich „tugendhaftes“ Verhalten gewöhnt, meint Ates. „Verhüllt, versteckt und nicht wahrnehmbar, so das projizierte Frauenbild.“ Die Weiblichkeit entschwinde der Gesellschaft.
Individuelle Bedürfnisse und Sorgen der Kinder bleiben außer Acht
Zudem weist die 56-jährige darauf hin, dass Eltern, die ihre Töchter zum Tragen des Kopftuchs zwingen, die individuellen Bedürfnisse, Sorgen und Wünsche ihrer Kinder außer Acht ließen. „Sie fügen sich dabei nicht selten dem Wunsch der Moscheegemeinde, insbesondere bei den konservativen Verbänden, wie der Muslimbruderschaft oder der IGMG.“
DT
Warum laut Ates immer die Eltern und das religiöse Umfeld diejenigen sind, die eine Entscheidung für oder gegen ein Kopftuch prägen, erfahren Sie in der aktuellen Ausgabe der „Tagespost“ vom 23. Mai 2019.