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Schweiz: Kirchensteuer für kirchenfeindliche Aktivitäten

In der Schweiz müssen Katholiken damit rechnen, dass ihre Beiträge zur Kirchensteuer auch für kirchenferne oder -feindliche Aktivitäten eingesetzt werden.
Kirchensteuer in der Schweiz
Foto: Peter Schneider (KEYSTONE/EPA) | Die vom Staat geschaffene „Katholische Landeskirche Graubünden“ unterstützt die Organisation „Adebar“. Allerdings identifiziert sich "Adebar" mit den Leitlinien von "Planned Parenthood".

Die Diskussion um die Zukunft der Kirchensteuer wird aktuell in Deutschland engagiert geführt. Viel komplizierter als hier ist allerdings die Lage in der Schweiz. „Katholische Kirchensteuerzahler müssen in Zukunft damit rechnen, dass ihre Finanzmittel im Einklang mit staatlichem Recht für kirchenferne oder kirchenfeindliche Aktivitäten eingesetzt werden“, heißt es in einer Erklärung des Bistums Chur.

Bistum Chur hatte beim Bundesgericht Beschwerde eingelegt

Die Erklärung nimmt Bezug auf eine Entscheidung des Schweizer Bundesgerichts. Dort haben die obersten Richter jetzt entschieden, dass es zulässig ist, wenn eine vom Staat geschaffene „Landeskirche“ Organisationen unterstützt, deren Handeln nicht mit den Grundsätzen der Glaubenslehre der katholischen Kirche vereinbar ist.

In dem Verfahren hatte das Bistum Chur beim Bundesgericht Beschwerde gegen eine Entscheidung des Bündner Verwaltungsgerichts eingelegt. Der Grund dafür: Die vom Staat geschaffene „Katholische Landeskirche Graubünden“ unterstützt die Organisation „Adebar“. So nennt sich eine „Beratungsstelle für Familienplanung, Sexualität, Schwangerschaft und Partnerschaft für den Kanton Graubünden“. In Chur berät sie seit über 40 Jahren Menschen bei Fragen im Bereich der sexuellen Gesundheit. Finanziert wird sie von der „Landeskirche“, die auch Mitglied der Organisation ist, mit 15 000 Franken im Jahr.

"Adebar identifiziert sich mit den Leitlinien von ,Planned Parenthood'"

„Adebar identifiziert sich mit den Leitlinien von ,Planned Parenthood‘“, erklärt Giuseppe Gracia, Beauftragter für Medien und Kommunikation im Erzbistum Chur. „Die Organisation betrachtet Abtreibungen als legitim und begleitet deren Durchführung.“ Darüber hinaus stelle man dort Beratungsbestätigungen für straflose Abtreibungen bei Minderjährigen aus und befürworte In-vitro-Fertilisation samt Samenspende. „Die von ,Adebar‘ vertretenen Positionen betreffend Verhütung, künstliche Befruchtung und sexuelle Aufklärung sowie die dort propagierte Sexualpädagogik stehen im Widerspruch zum katholischen Glauben“, stellt Gracia fest.

DT

Das Bistum Chur erhoffte sich mit der Anrufung des Bundesgerichts in Lausanne eine Klärung der Frage nach der Religionsfreiheit der katholischen Kirche in der Schweiz. Zwischen welchen beiden Alternativen das Gericht entscheiden musste, erfahren Sie in der aktuellen Ausgabe der „Tagespost“ vom 07. Februar 2019.

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Diözesen Katholikinnen und Katholiken Kirchensteuer Landeskirchen Planned Parenthood Schwangerschaftsabbruch

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