Die südschwedische Kleinstadt Växjö hat die Gebetsrufe einer Moschee in der Stadt als zulässig erklärt. Die Polizei erlaubte den islamischen Gebetsruf „Adhan“, solange seine Lautstärke eine gewisse Dezibelzahl nicht überschreitet. Damit soll sichergestellt werden, dass Anwohner der Stadt nicht gestört werden. Der Ruf des Muezzin ist jeden Freitag für knapp vier Minuten zu hören.
Die Untersagung der Läutung von Kirchenglocken
Die Entscheidung steht in der Kritik, da die Stadt südwestlich von Stockholm zuvor der örtlichen katholischen Gemeinde untersagt hatte, die Kirchenglocken läuten zu lassen. Der Pastor der Kirche St. Michael, Ingvar Fogelqvist, erklärte, dass das Glockenläuten der katholischen Kirche sowohl in den 1990ern wie auch in den 2000ern verboten worden war. Die Kirche befindet sich nur einen guten Kilometer von der Moschee entfernt. Fogelqvist bezeichnete die Angelegenheit als eine „Frage der Fairness“. Nach der Entscheidung der Behörden, den muslimischen Gebetsruf zu erlauben, wolle man nun möglicherweise wieder beantragen, dass auch das Läuten der Kirchenglocken erlaubt werde.
Die Debatte wirkt sich auch auf den schwedischen Wahlkampf aus. Bereits im September wählen die Schweden einen neuen Ministerpräsidenten. Der sozialdemokratische Amtsinhaber Stefan Lofven betonte, dass die schwedische Gesellschaft darauf aufgebaut sei, unterschiedliche Religionen zu umfassen. Die Erlaubnis des Gebetsrufes sei ein Schritt gegen die Ausgrenzung. Andere Politiker wie Ebba Busch Thor äußerten sich jedoch kritisch. Die Bürger sollten den Ruf des Muezzin zuhause nicht hören müssen, so die Christdemokratin. Växjöx moderat-konservative Stadträtin Anna Tenje ging sogar so weit zu sagen, dass die Entscheidung Integration nicht fördere sondern zu einer größeren Spaltung der Stadt führe.
DT/mlu