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Religionsvertreter kritisieren Kreuz-Pflicht in Bayern

Vertreter des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, des Zentralrats der Juden in Deutschland und des Zentralrats der Muslime sehen in der Kreuz-Pflicht, die in Bayern ab dem 1. Juni für Behörden gilt, die Gefahr gesellschaftlicher Spaltung.
Kreuz
Foto: Peter Kneffel (dpa) | Markus Söder, Bayerischer Ministerpräsident (CSU), hängt ein Kreuz im Eingangsbereich der bayerischen Staatskanzlei auf. Foto: Peter Kneffel/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++ | Verwendung weltweit

Die Vizepräsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Karin Kortmann, erklärte am Dienstag in Berlin, das Kreuz stehe für ein öffentliches und privates Bekenntnis. Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) instrumentalisiere es aber durch den Erlass. Das sei "einmalig", und das Vorgehen sei "nicht besonders geglückt". "Der Staat tut nicht gut daran, dass nur dieses eine Zeichen dort hängt", so Kortmann.

Der Geschäftsführer des Zentralrats der Juden in Deutschland, Daniel Botmann, und der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek, äußerten sich ähnlich. Zugleich betonte Botmann, die Religionen hätten einen erheblichen Anteil am gesellschaftlichen Leben. "Ein Deutschland ohne Beteiligung der Religionsgemeinschaften mag ich mir nicht vorstellen."

Mayzek erklärte, dass das Vorgehen in Bayern eine gesellschaftliche Spaltung vertiefe. Auch Übergriffe gegenüber Frauen, die Kopftuch trügen, hätten zugenommen. Er höre auch immer wieder von Musliminnen, dass sie das Auto gegenüber Bussen und Bahnen bevorzugten, um sich vor möglichen Angriffen zu schützen.

Kortmann, Botmann und Mazyek äußerten sich beim ersten Jahrestag der Initiative kulturelle Vielfalt. Diese hatte im Mai 2017 in Berlin 15 Thesen zum Gelingen von Integration vorgestellt. Das Bündnis besteht aus Spitzenverbänden der Zivilgesellschaft, der Kirchen und Religionsgemeinschaften, der Sozialpartner, der Medien, dem Bund, den Ländern und kommunalen Spitzenverbänden. Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) würdigte die Initiative. Die Thesen bezeichnete sie als einen "gesellschaftlichen Meilenstein". Es sei bemerkenswert, dass sich so unterschiedliche Organisationen und Einrichtungen auf 15 Thesen geeinigt hätten und nun bereit seien, "sie mit Leben zu erfüllen".


KNA / DT (jbj)

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