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Politologe Patzelt prophezeit Niedergang der Volksparteien

Der Dresdner Politikwissenschaftler Werner Patzelt sieht den Niedergang der Volksparteien durch zelebrierte und eingeübte Arroganz als selbstverschuldet. Einzig die CSU kämpfe noch um den Status als Volkspartei.
Koalitionsverhandlungen von Union und SPD
Foto: Kay Nietfeld (dpa) | dpatopbilder - 07.02.2018, Berlin: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und der SPD-Vorsitzende Martin Schulz stehen nach den Koalitionsverhandlungen von CDU, CSU und SPD auf einer Pressekonferenz nebeneinander.

Für den Dresdner Politikwissenschaftler Werner Patzelt war der Niedergang der Volksparteien schon länger erkennbar. Sowohl die CDU als auch die SPD hätten „geradezu sträflich“ zugelassen, dass die Bindekraft an die Parteien verschwinde, schildert er im Gespräch mit der „Tagespost“. „Während die SPD nichts unternahm, durch inhaltliche Profilierung beim Aufkommen der Linken und der Grünen in das eigene Wählerpotenzial zu investieren, hat die Union sich unter Angela Merkel komplett entkernen lassen.“ Die ehemaligen Volksparteien wüssten selbst nicht mehr, was wichtig und richtig sei, so Patzelt. „Mehr als alte Rezepte kommen nicht.“ Während man das in der SPD schon merke, schlummere die CDU noch im Trauma der ehemaligen „Woge öffentlicher Zustimmung“. Die einzige Partei, die noch um den Status als Volkspartei zu kämpfen versuche, so Patzelt, sei die CSU. Der Politikwissenschaftler hält den „pädagogischen Ton der politischen Klasse“ für verhängnisvoll, ebenso die zelebrierte und eingeübte Arroganz gegenüber neuen politischen Bewegungen. Bekannte Parteivertreter reagierten reflexartig mit Antworten von gestern auf Fragen von heute, etwa beim Thema Europa: „Da heißt es dann: Wir brauchen mehr Europa. Vielleicht wäre aber weniger Europa und eine Stärkung der Nationalstaaten ingesamt besser – auch für Europa.“

Mehr zum Niedergang der Volksparteien lesen Sie in der aktuellen Ausgabe der „Tagespost“ vom 08. Februar.

DT

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