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Österreich: Debatte um Kopftuch-Verbot für Kinder

ÖVP-Kanzler Sebastian Kurz will ein Kopftuchverbot an österreichischen Kindergärten und Volksschulen durchsetzen. Die Präsidentin der Vereinigung der Frauenorden Österreichs hält dies für nicht sinnvoll.
Schüler mit ausländischem Pass
Foto: Julian Stratenschulte (dpa) | Der Vorstoß des österreichischen Bundeskanzlers Kurz, ein Kopftuchverbot an Volksschulen und Kindergärten einzuführen, hat in Österreich eine rege Debatte ausgelöst.

Die Präsidentin der Vereinigung der Frauenorden Österreichs, Sr. Beatrix Mayrhofer, hält ein Kopftuch-Verbot für Mädchen in Kindergärten und Volksschulen für nicht sinnvoll. Grundsätzlich stehe sie Kopftüchern bei kleinen Mädchen kritisch gegenüber, ein Verbot sei allerdings nicht die richtige Lösung, so die Ordensfrau am Mittwoch gegenüber "Kathpress" über den derzeit diskutierten Vorstoß der Regierung. Dadurch wachse nur die Opposition Betroffener dem Staat gegenüber und treibe diese in die Isolation. Sinnvoller ist es nach den Worten Mayrhofers, mit Betroffenen und den Verantwortlichen der islamischen Glaubensgemeinschaft ins Gespräch zu kommen und Kinder in ihrer Entwicklung zu stärken.

Für die Ordensfrau ist die Diskussion Ausdruck einer Angst vor dem Islam und den kulturellen Veränderungen, die dieser bereits angestoßen habe. "Es herrscht eine verdeckte Angst vor Veränderungen in der Gesellschaft durch den Einfluss von Menschen anderer Religionen und Kulturen." Diese Angst gelte es ernst zu nehmen und mit den Betroffenen das Gespräch zu suchen. Der Islam sei allerdings Teil der österreichischen Gesellschaft, "und ich meine, dass uns vom Konzil her Respekt und Wertschätzung für jede Religion aufgetragen ist", so Sr. Mayrhofer. Es gelte zu fragen, "was können wir vom Islam lernen", betonte sie mit dem Hinweis auf die Treue vieler Muslime zu ihrer Religion.

Die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ) sprach sich am Mittwoch "mit aller Entschiedenheit" gegen ein Verbot aus. Sie wandte sich gegen eine "populistische Politik" und warnte davor, "ein Feindbild Islam" zu bedienen. In einer schriftlichen Stellungnahme gegenüber der APA verwies die IGGÖ-Frauenbeauftragte Carla Amina Baghajati darauf, dass schon seit vielen Jahren ein innermuslimischer Diskurs geführt werde, der das Thema aus der Perspektive des Kindeswohls heraus von allen Seiten beleuchte.

Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) hatte am Mittwoch eine entsprechende Initiative von FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache aufgenommen, er will nun auch ein Kopftuchverbot an Kindergärten und Volksschulen. Gegenüber dem Ö1-"Morgenjournal" kündigte er eine entsprechende Gesetzesinitiative an, die im Ministerrat eingeleitet werden soll. Kurz will konkret ein Kinderschutzgesetz, das von Bildungsminister Heinz Faßmann, Frauenministerin Juliane Bogner-Strauß (beide ÖVP) und Integrationsministerin Karin Kneissl (FPÖ) bis zum Beginn der Sommerferien ausgearbeitet werden soll.

DT/KAP

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