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Migrationsforscher: Islam gehört derzeit nicht zu Deutschland

Für den Berliner Migrationsforscher Ruud Koopmans gehört der Islam derzeit nicht zu Deutschland.
Freitagsgebet in Kölner Moschee
Foto: Marius Becker (dpa) | Gläubige haben sich zum Freitagsgebet in der Zentralmoschee in Köln versammelt. Foto: Marius Becker/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++ | Verwendung weltweit

"Es ist noch ein langer Weg, bis der Mainstream des real existierenden Islam zu Deutschland gehören wird", schreibt der Professor für Soziologie und Migrationsforschung am Institut für Sozialwissenschaften der Humboldt-Universität in einem Beitrag für die "Welt" (Dienstag).

Es müsse aber die Bestrebung der Gesellschaft sein, dass der Islam künftig zu Deutschland gehöre, sagte er - "weil wir gar keine andere Wahl haben, als auf Dauer miteinander auszukommen".

Koopmans kritisierte fundamentalistische Ansichten vieler Muslime in Deutschland und weltweit über die Demokratie und andere Religionen, über Juden, Frauen und Homosexuelle. Er forderte die muslimischen Verbände auf, Reformarbeit in den eigenen Reihen zu leisten, um einen Islam zu entwickeln, der zu Deutschland gehören könnte.

Die Botschaft "Der Islam gehört zu Deutschland" sei voreilig und verhindere Reformen bei den Muslimen, so der Migrationsforscher. Er verwies auf Untersuchungen, wonach die religiösen Auffassungen der in Deutschland lebenden türkischen Muslime denen der Türken in der Türkei "um ein Vielfaches" näher stünden als denen der deutschen Mehrheitsgesellschaft.

Muslime in Deutschland verträten ein mehrheitlich fundamentalistisches Glaubensbild von der Überlegenheit des Islam und einer alle bindenden einheitlichen Auslegung des Koran. Zugleich verbreiteten Verbände wie der deutsch-türkische Moscheeverband Ditib in den zentral verfassten Predigten für Moscheen in Deutschland eine Auffassung vom Islam, die von türkischem Blut-und-Boden-Nationalismus geprägt sei, kritisierte Koopmans.

KNA / jbj

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