Dass Muslime in westafrikanischen Mali zum christlichen Glauben konvertieren, kommt selten vor. Dies erklärt Abbé Noel Coulibaly, Finanzdirektor der Diözese Sikasso, im Gespräch mit der „Tagespost“. Ihm seien nur wenige Einzelfälle bekannt. Manchmal konvertierten aber Anhänger der in Mali noch recht verbreiteten Naturreligion des Animismus zum Christentum. „Einige Muslime geben uns zwar das Zeugnis, dass sie gerne zum christlichen Glauben übertreten würden“, erklärt Coulibaly. „Doch dann würden sie das Risiko eingehen, von ihrer Familie verstoßen zu werden.“ Das familiäre Umfeld sei sehr wichtig in Mali. Kaum jemand würde das Risiko auf sich nehmen, sich aus dem Netz familiärer Bindungen zu lösen.
Mehr als 85 Prozent der malischen Bürger sind Muslime
Mehr als 85 Prozent der malischen Bürger sind Muslime. Nur gut zwei Prozent gehören dem Christentum an, von ihnen wiederum sind zwei Drittel katholisch. Die Katholiken im Land machten das durch, was alle Bürger des Landes durchmachen müssten, so Abbé Coulibaly. „Wir werden nicht in erster Linie als Katholiken angesehen.“ Laut Verfassung ist Mali ein säkularer Staat – es herrscht Religionsfreiheit.
Dass die Lage für Katholiken trotz Religionsfreiheit immer wieder prekär ist, zeigt die Entführung der Ordensschwester Gloria. Die aus Kolumbien stammende Franziskanerin wurde im Februar 2017 von einem Ableger der Terrororganisaion Al-Kaida aus der katholischen Pfarrei Karangasso im Südosten Malis verschleppt. Per Videobotschaft habe man zwar immer wieder Lebenszeichen der 57-Jährigen erhalten, so Abbé Coulibaly, zu dessen Diözese die Pfarrei gehört. Bisher sei es jedoch noch nicht gelungen, die Ordensfrau zu befreien.
Lage trotz Religionsfreiheit prekär für Katholiken
Mali ist für seine extrem instabile Sicherheitslage bekannt. Einflussreiche Terrorgruppen wie der sogenannte „Islamische Staat“ (IS) oder „Al-Kaida im Islamischen Maghreb“ (AQIM) bedrohen den fragilen Frieden.
DT
Wie die Diözese Sikasso mit der potenziellen Bedrohung durch islamische Terrorgruppen umgeht, erfahren Sie in der aktuellen Ausgabe der „Tagespost“ vom 28. März 2019.