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Koptische Christen müssen Religion in Ägypten frei ausüben dürfen

Der Nahost-Experte Kamal Sido fordert umfassenderen Schutz für die christliche Minderheit. Die Entscheidung der Kopten, nicht an „Versöhnungszeremonien“ teilzunehmen, verteidigt er.
Koptische Christen in Ägypten
Foto: Ibrahim Hendy (dpa) | Dass koptische Würdenträger in Ägypten nach den Angriffen von Islamisten auf Mitglieder ihrer Gemeinde Anfang September jedoch nicht an „Versöhnungszeremonien“ teilnehmen wollten, sei nachvollziehbar.

Kamal Sido hat an das Schicksal der koptischen Christen in Ägypten erinnert. „Kopten müssen überall im Land ihre Religion frei ausüben können und dabei vom Staat und seinen Sicherheitskräften geschützt werden“, fordert der Referent für den Nahen Osten der Gesellschaft für bedrohte Völker. Es sei nicht hinnehmbar, dass die lokale Polizei Warnungen koptischer Gemeinden vor bevorstehenden Übergriffen muslimischer Extremisten ignoriere.

"Kopten sind keine Gegner eines friedlichen Zusammenlebens"

„Vergebung und Versöhnung – das sind ganz große Themen im Christentum“, schreibt Sido in einem Gasbeitrag für die „Tagespost“. Dass koptische Würdenträger in Ägypten nach den Angriffen von Islamisten auf Mitglieder ihrer Gemeinde Anfang September jedoch nicht an „Versöhnungszeremonien“ teilnehmen wollten, sei nachvollziehbar. „Sie sind keineswegs Gegner eines friedlichen Zusammenlebens von Christen und Muslimen“, so der Nahost-Experte.

"Straflosigkeit führt zu mehr Straftaten"

Indem sie den Zeremonien fernblieben wollten die koptischen Christen vielmehr ihre Forderung unterstreichen, dass alle Verantwortlichen für die Gewalttaten „dingfest gemacht und bestraft werden. Bürger Ägyptens, die ihre Nachbarn angreifen, Frauen entführen oder Anschläge auf koptische Kirchen organisieren, dürfen nicht straffrei bleiben“, fordert Sido. Denn Straflosigkeit führe in der Regel zu noch mehr Straftaten.

Wer sind die koptischen Christen?

Ihr Name kommt ursprünglich aus der griechischen Sprache und bedeutet in abgewandelter Form Ägypter. Kulturell stehen die Kopten dem alten Ägypten nahe. Ihre Kirche stammt aus der Spätantike und ist auf das alexandrinisch-ägyptische Christentum zurückzuführen. Der Überlieferung nach gründete der Evangelist Markus im 1. Jahrhundert die koptische Kirche. In ihrer christlichen Religion finden sich alte Elemente des antiken Ägyptens wieder. Damit ist nicht das heidnische Element gemeint, sondern die kulturelle Ausdrucksweise der pharaonischen Zeit. Die Kopten bewahren bis heute Kunst, Musik, Sprache und weitere Traditionen aus vorchristlicher Zeit. Aktuell leben in Ägypten noch zirka 11-18 Millionen Kopten. Sie sind akut gefährdet und leiden unter Verfolgungen.

DT/mlu

Wie sich der Nahost-Referent der Gesellschaft für bedrohte Völker die jüngsten Angriffe auf Kopten erklärt, lesen Sie in der aktuellen Ausgabe der „Tagespost“ vom 21. September. Kostenlos erhalten Sie diese Ausgabe hier.

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