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„Keine politische Wende in Sicht“

Hubert Gindert, Vorsitzender des Forums deutscher Katholiken, sieht im Koalitionsvertrag ein weiteres Anzeichen dafür, dass religiöse Bindung als Kraftquelle der Gesellschaft immer mehr an Bedeutung verliert.
Koalitionsverhandlungen von Union und SPD
Foto: Kay Nietfeld (dpa) | 07.02.2018, Berlin: Horst Seehofer, Ministerpräsident Bayern (CSU, M), Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU, r, vorn) und der SPD-Vorsitzende Martin Schulz verlassen nach den Koalitionsverhandlungen von CDU, CSU und ...

Hubert Gindert, der Vorsitzende des „Forums deutscher Katholiken“, sieht im jüngst von Union und SPD erarbeiteten Koalitionsvertrag weder einen politischen Neuanfang noch eine politische Wende. „Nach den vergeblichen Bemühungen eine Jamaika-Koalition zu schmieden, haben die Unionsparteien im zweiten Anlauf mit der SPD eine Große Koalition zusammengeschustert. Existenzielle Themen wie zum Beispiel die demografische Entwicklung spielten keine Rolle“, bemängelt Gindert gegenüber der „Tagespost“. Zukunftsprobleme unseres Landes, die mit vitalen Familien mit Kindern verknüpft sind, seien nicht das Thema gewesen. „Obwohl es der Wirtschaft (noch) gut geht, greift Angst um sich“, so Gindert weiter. „German Angst“ sei eine weltweit bekannte Zustandsbeschreibung für die Deutschen. Mit Angst ließen sich künftige Krisen jedoch nicht bewältigen. Sie rühre auch daher, „dass die Kraftquelle einer Gesellschaft, die mit einer religiösen Bindung gegeben ist, versickert, weil der Glaube in unserem Land immer mehr verdunstet“, konstatiert der Vorsitzende des Katholikenforums.

Zudem stellt er einen Zusammenhang zwischen dem geistig-moralischen Zustand der deutschen Gesellschaft und der Situation in der Ortskirche her. Diese könne nicht besser sein als die gesamtgesellschaftliche Moral. „Es sind zwei Seiten einer Medaille“, so Gindert. Die Bischöfe, die laut Gindert schon zum Schutz des Lebens, zur Gerechtigkeit gegenüber der Familie und zur Gender-Ideologie geschwiegen hätten, hätten es nun auch versäumt, bei der Regierungsbildung die Anliegen der Katholiken „kraftvoll zum Ausdruck zu bringen“. Die Große Koalition sei schließlich deswegen zustande gekommen, da sich sowohl Union wie auch SPD vor dem Ausgang von Neuwahlen fürchteten und Angela Merkel ihre politische Macht nicht habe verlieren wollen. „Aus der Sicht von Katholiken war sie an dem, was einer Gesellschaft Festigkeit und moralischen Halt gibt - nämlich die Familie - desinteressiert. Abtreibung, assistierten Suizid, Gender-Ideologie und Ehe für alle hielt sie wohl für die üblichen Begleiterscheinungen der Postmoderne. Die GroKo wird daran nichts ändern“, so Gindert.

DT/mlu

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Angela Merkel Katholikinnen und Katholiken SPD

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