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Katholikentag: Merkel bekennt sich zu Multilateralismus

Bei ihrem Auftritt beim Katholikentag in Münster betont Bundeskanzlerin Merkel, dass man in der Diplomatie miteinander im Gespräch bleiben müsse. US-Präsident Trump indes kritisiert sie scharf für seine Entscheidung, aus dem Atomabkommen mit dem Iran auszusteigen.
Bundeskanzlerin Angela Merkel
Foto: Rolf Vennenbernd (dpa) | Bundeskanzlerin Angela Merkel auf dem Katholikentag in Münster.

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat ein klares Bekenntnis zum Multilateralismus abgelegt. Beim Katholikentag sprach die Regierungschefin vor über 3 000 Zuhörern darüber, wie in der Welt Frieden gesichert werden könnte. "Wir müssen miteinander reden." Entscheidend sei in der Diplomatie, im Gespräch zu sein. Manchmal funktioniere dies auch nur in indirekter Weise: "Ich spreche nicht mit Herrn Assad. Aber ich spreche mit Herrn Putin." Mit Blick auf den Austritt der USA aus dem Atomabkommen mit dem Iran kritisierte Merkel deutlich die Entscheidung Präsident Trumps. Gleichzeitig betonte sie aber auch, dass diese Kritik verhältnismäßig sein müsse. Die USA teilten die gleichen Werte, Trump sei durch eine demokratische Wahl Präsident geworden. Die transatlantische Partnerschaft sei daher auch künftig ein wichtiges Element der deutschen Außenpolitik. Der Iran hingegen spiele vor allem im Jemen in seinem Konkurrenzkampf mit Saudi-Arabien eine höchst problematische Rolle.

Die Kanzlerin setzte weiterhin einen Schwerpunkt im Themenkomplex "Flüchtlinge". Hier widmete sie sich vor allem der Zusammenarbeit mit Afrika. Wirtschaftliche Entwicklung sei entscheidend dafür, um Fluchtursachen zu bekämpfen. Merkel betonte, Europa stehe wegen des Kolonialismus und dessen Folgen in einer besonderen Verantwortung. Man müsse bedenken, dass es Jahrzehnte dauere, die Folgen dieser Phase zu lösen. Deswegen sei es falsch, auf kurzfristige Lösungen zu setzen. Realistischer sei es von der Perspektive her ins Jahr 2063 zu schauen, dann wenn sich die Unabhängigkeit der meisten afrikanischen Staaten zum hundertsten Male jährte.

Weiter betonte Merkel, illegale Einwanderung weiter zu bekämpfen - dem hätte etwa auch das Abkommen mit der Türkei gedient. Vor allem den Schleppern müsse das Handwerk gelegt werden. Ausdrücklich dankte die Kanzlerin den vielen Menschen aus dem kirchlichen Bereich, die sich in der Flüchtlingshilfe engagiert haben. Vor allem diese Passagen wurden mit viel Applaus bedacht. Vorher hatte bereits ZdK-Präsident Thomas Sternberg der Kanzlerin in seiner Begrüssung ausdrücklich für die humanitären Akzente in ihrer Flüchtlingspolitik gedankt. Auch dafür gab es viel Applaus.

DT/sesa

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