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Kardinal Pell: Berufung erst Anfang Juni möglich

Drei Monate muss der wegen Missbrauchs schuldig gesprochene australische Kardinal George Pell wohl in Haft verbringen. Erst am 5. und 6. Juni kann er Berufung gegen das Urteil einlegen.
Pell: Berufung im Juni
Foto: Andy Brownbill (AP) | Erst am 5. und 6. Juni wird Pell die Möglichkeit haben, vor dem Höchstgericht des Bundesstaates Victoria, in dem sein Fall verhandelt wird, Berufung gegen das Urteil der Jury einzulegen

Der wegen des mutmaßlichen Missbrauchs zweier Chorknaben schuldig gesprochene australische Kardinal George Pell muss wohl drei Monate im Gefängnis verbringen, ehe er gegen seine Verurteilung in Berufung gehen kann. Das berichtet der australische „Sydney Morning Herald“ in seiner Online-Ausgabe.

Berufungsanhörung kurz vor Pells 78. Geburtstag

Erst am 5. und 6. Juni wird Pell die Möglichkeit haben, vor dem Höchstgericht des Bundesstaates Victoria, in dem sein Fall verhandelt wird, Berufung gegen das Urteil der Jury einzulegen. Diese hatte den ehemaligen Finanzdirektor des Vatikan bereits im Dezember einstimmig für schuldig befunden. Eine Nachrichtensperre sorgte jedoch dafür, dass das Urteil erst vor kurzem öffentlich bekannt wurde. Der Berufungsanhörung, die somit nur wenige Tage vor Pells 78. Geburtstag stattfindet, werden wohl drei Richter vorsitzen.

Nächsten Mittwoch soll das Strafmaß gegen Kardinal Pell bekanntgegeben werden. Der Geistliche soll 1996 zwei Chorknaben in der Kathedrale von Melbourne, wo er Erzbischof war, nach einem Gottesdienst in der Sakristei zum Oralsex gezwungen haben. Dafür drohen ihm zehn Jahre Haft.

Berufungs-Experte Bret Walker soll Pell vertreten

Die Richter am Berufungsgericht werden zunächst darüber entscheiden, ob sie eine Berufung zulassen. Sollte dies der Fall sein, wird das Berufungsgericht das gegen Pell gesprochene Urteil noch einmal neu verhandeln. Dabei wird Pell wohl von einem Experten für Berufungsverfahren vertreten werden, dem Juristen Bret Walker.

Der bisherige Anwalt des Kardinals, Robert Richter, hatte gestern bekanntgegeben, dass er nicht mehr aktiv als Verteidiger Pells auftreten werde, da er wütend über den Schuldspruch sei und nicht mehr die nötige Objektivität aufbringen könne. Er sei jedoch weiter Teil des Teams von Juristen, die Pell betreuen, und stehe als Berater bereit.

DT/mlu

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